Als ich mich dazu entschied im Rahmen von BODYATTACK 100, einige der LES MILLS Legenden zu interviewen, war ich davon ausgegangen, dass der Schwerpunkt auf BODYATTACK liegen würde. Jedoch sind die Antworten, die ich erhalten habe, für alle Instruktoren von Bedeutung, obgleich welches Programm sie unterrichten. Sie gaben im Gespräch einen großartigen Einblick und vermittelten, was es bedeutet seit über 25 Jahren Instruktor zu sein und wie die Performance auf der großen Bühne nicht immer eine Selbstverständlichkeit war.
SARAH SHORTT: Wie war dein Werdegang vom Initial Training zu einem weltklasse Instruktor?
BEVAN: Tatsächlich habe ich die erste Ausbildung nicht bestanden! Das Timing war eine echte Herausforderung für mich, ich war aber dennoch sehr ambitioniert und wollte es unbedingt. Ich habe immer positiv gedacht und drei bis vier Stunden am Tag trainiert. Mein Ziel war es dann nämlich, der beste BODYATTACK Instruktor der Welt zu werden. Und noch heute bin ich wirklich sehr begeistert von dem Programm, da ich schon immer harte Workouts liebte. Sich alles abzuverlangen bis man halbtot ist – um bildlich zu sprechen –, ist genau mein Ding.
Mit welcher Mentalität gehst du auf eine Bühne, um zu unterrichten?
MARK: Ich denke immer daran, dass in erster Linie es immer um die Leute geht, die vor mir stehen. Ich habe sehr früh für mich verstanden, dass die Class nicht von mir handelt, sondern es darum geht, den Menschen im Raum zu helfen. Vielleicht hat einer dieser Personen gerade den schlimmsten Tag überhaupt und unsere Aufgabe besteht dann darin, sie das vergessen zu lassen. Daher ist mein Rat: Sei du selbst und denke nicht, dass sich alles um dich dreht. Deine Teilnehmer müssen im Mittelpunkt stehen.
BEVAN: Es gab mal eine Zeit, in der ich alles etwas habe schleifen lassen und meine Choreografien auch nicht richtig gelernt habe. Ich habe einfach dieselben Tracks unterrichtet. Doch ich habe zurück zur alten Form gefunden und habe mich bezüglich der Vorbereitung für meine Classes wieder diszipliniert. Ich übe jetzt vor jeder Class und wechsle wöchentlich meine Playlist. Es geht um den Respekt gegenüber deinen Teilnehmern, indem man seinen Job anständig macht. Meine Haltung dazu ist es, Verantwortung als Instruktor zu übernehmen, mich selbst in jeder einzelnen Class an meine Grenzen zu pushen. Als Instruktor muss ich garantieren, dass ich mich für jede einzelne Class pushe und an meine Grenzen gehe.
Natürlich geht es auch dabei um Spaß. Bei einem Workout verfolgt man eine Reise, auf der es Momente gibt, in denen man fordernder ist, aber auch Momente, in denen man einfach mal rumscherzt. Meine Haltung ist einfach: Die Teilnehmer respektieren, das Workout respektieren – und Spaß haben.
MID: Wenn du auf die Bühne gehst, hast du die Möglichkeit die Menschen vor dir positiv zu beeinflussen. Du kannst das Leben anderer ein Stückchen besser werden lassen und es geht hierbei darum, sich frei zu fühlen und in dem Moment präsent zu sein. Beim Unterrichten kannst du die Liebe zu Fitness und den Spaß daran mit anderen teilen. Und um dies tun zu können, lasse dich nicht von Selbstzweifeln aufhalten. Meine besten Momente in einer Class waren immer die, in denen ich aus dem Herzen gesprochen habe und ehrlich gezeigt habe, wer ich auf der Bühne wirklich bin.
Gibt es etwas, das die Leser überraschen würde über euch zu erfahren?
AMY: Bei den Filmings für die Masterclass-Videos werde ich richtig nervös! Das ist Stress pur – die Filming-Woche ist jedes Mal eine echte Herausforderung für mich. Ich erinnere mich, dass ich früher, bevor ich mit meinem Track dran war, mich immer gefühlt habe, als ob ich mich übergeben müsste. Aber ich hatte das Glück, viele Momente auf der großen Bühne gehabt zu haben, und ich lernte, diese Momente zu genießen und mein Selbstbewusstsein zu steigern.
Um meine Nerven im Griff zu behalten, fokussiere ich immer wieder meine Gedanken. Es ist ein echtes Privileg, ein Skript zu erstellen, das tausenden Instruktoren hilft, ihre Classes besser zu unterrichten. Als wir BODYATTACK 101 gefilmt haben, hatte ich mich also immer wieder auf die Menschen und Musik konzentriert. So konnte ich aus einer Perspektive des Spaßes und der Freude unterrichten und damit die Liebe fürs Workout zeigen.
BEVAN: Bei BODYATTACK 65 habe ich den Track 4, Tubthumping, unterrichtet und ich habe die Choregrafie einfach nicht richtig hinbekommen. Bis zum Filmtag konnte ich meinen Part noch immer nicht, was unglaublich nervenaufreibend war. Lisa (Osborne, BODYATTACK Program Director) weinte tatsächlich meinetwegen, weil ich es einfach nicht hinbekam! Ich war wirklich schlecht. Aber dann, am Filmtag habe ich es einfach weg gerockt! Ich war so stolz auf mich, weil ich es geschafft hatte, und wenn du das Video jetzt ansiehst, kommst du nicht annähernd auf die Idee, dass ich die Choreografie zuvor einfach nicht konnte.
Welchen Tipp gebt ihr Instruktoren mit, die sich weiterentwickeln möchten?
MARK: Setze dich hin und schaue dir die Masterclasses und Classes anderer Instruktoren an – ohne das Workout mitzumachen. Wenn du selbst am Workout teilnimmst, kannst du dich nicht vollständig darauf konzentrieren, wie der Instruktor dieses Erlebnis schafft. In meinem ersten Jahr in Auckland ginge ich nur zu Classes und habe mich einfach auf den Boden im hinteren Bereich gesetzt. Manchmal habe ich meinen Kopf abgewandt, nur um zu hören, was sie sagten. Dabei überlegte ich mir, ob ich das auch so sagen könnte. Jeder Mensch transportiert Informationen auf unterschiedliche Weise. Ich wählte für mich aus, was ich sagen würde und wie ich dem noch einen anderen Ton dazu geben könnte. Ich denke, dass die besten Instruktoren auch gleichzeitig die größten Diebe sind.
MID: Die besten Instruktoren verpflichten sich dazu, physisch die Besten zu sein, und arbeiten unermüdlich daran, ihr Handwerk zu meistern. Mache also deine Hausaufgaben. Widme dich deinem Lehr-Handwerk – und damit meine ich: Was du sagst, wie du es sagst und was willst du damit bezwecken, wenn du es sagst. Dann geh auf die Bühne, mach dich frei von allem und sei 150 Prozent im Moment präsent ─ mit den Leuten, dem Workout und der Musik. Es ist diese Präsenz, die die Momente der Euphorie für dich und deine Kursteilnehmer kreiert.
Wie schafft ihr es, eine Verbindung zwischen euch und eurer Class herzustellen?
MARK: Lass deiner Persönlichkeit freien Lauf. Sei kein Roboter, sondern du selbst. Entnehme der Masterclass ihre vielen Informationen und mache es zu deinem Workout. Vergiss dabei nicht: Wir sagen den Teilnehmern nicht, was sie tun sollen, sondern bitten sie, es zu tun. Es ist mehr eine Kommunikation in beiden Richtungen zwischen Instruktor und Teilnehmer. Nutze die Sprache, die du selbst gerne hören möchtest. Und passe dich an die Menschen an, die vor dir stehen. Wenn du einen Vormittagskurs voll von Müttern unterrichtest, dann lese z.B. Frauenmagazine und finde so Anregungen, worüber du sprechen kannst. Letztens habe ich eine Frau erwähnt, die ihren 300 Jahre alten Geist geheiratet hat! Diese kleinen Dinge machen dich nahbarer.
BEVAN: Weißt du, zu meinem Kurs sage ich immer, dass wir uns häufiger sehen als unsere Familien. Somit ist es einfach mehr als nur ein Workout. Daher versuche ich immer auf meine Kursteilnehmer zuzugehen und sie zu ermutigen, sich mit anderen auszutauschen. Wir verbringen viel Zeit mit unseren Teilnehmern und es können sich daraus auch ein paar gute Freundschaften entwickeln. Deine Class könnte auch das Highlight ihres Tages sein. Umarme die Menschen um dich herum, begrüße und lerne sie einfach kennen. Mit der Zeit kannst du einige tolle Freundschaften fürs Leben schließen.
Wie war es BODYATTACK 100 zu filmen?
BEVAN: Ich hatte bis jetzt wirklich tolle Erlebnisse in meiner Karriere, wofür ich sehr dankbar bin, aber das Filming von BODYATTACK 100 war wirklich grandios. Ich stand da oben auf der Bühne und sah auf eine Menge von vielleicht 2.000 Menschen. Das war ein wenig überwältigend, um ehrlich zu sein.
Auf dieser Bühne zu stehen, war etwas ganz Besonderes. Da wir aber ein so großes Team waren, stand ich nicht immer oben. Und eigentlich war der beste Teil der Class für mich, auf dem Floor in der Menge zu sein, zu lachen und einfach Spaß zu haben – das war einfach das Beste an dem gesamten BODYATTACK Erlebnis.
Was liebt ihr an BODYATTACK?
MID: Zu meinem Ehemann sage ich immer, wenn er mich nicht geheiratet hätte, hätte ich BODYATTACK geheiratet. Ich liebe die Energie, die Menschen und das Gefühl, zusammen so zu trainieren, als ob es kein Morgen gäbe. In diesen Gemeinschaftssinn habe ich mich verliebt: Du bist mit all diesen Menschen verbunden – gemeinsam kämpft ihr für Fitness.
AMY: Ich liebe die zwei Seiten: Du genießt die Zeit und gleichzeitig trainierst du sehr intensiv. Du gehst immer wieder an die Grenzen und wirst richtig fit, aber dennoch hast du Spaß dabei. Außerdem liebe ich, dass es alle mit einbezieht: Egal woher du kommst, BODYATTACK bringt die ganze Fitnessfamilie zusammen.
Könnt ihr kurz erzählen, was die athletischen Ursprünge des Programms für euch bedeuten?
AMY: Ich liebe den sportlichen Aspekt. In meiner Kindheit bin ich immer in Sportteams gewesen, deshalb liebe ich auch die Bewegungen, die vom Sportplatz direkt ins Studio übertragen wurden.
BEVAN: Früher habe ich Rugby gespielt und mit Zirkeltraining habe ich dabei an meiner Fitness gearbeitet. Damals hat mir ein anderer Spieler aus dem Team BODYATTACK empfohlen. So kam ich zu den Kursen und hatte mich sofort verliebt!
MARK: Es hilft mehr Typen in die Classes zu locken. Als ich das erste Mal zu BODYATTACK ging, habe ich manche Bewegungen nicht sofort verstanden. Erst als ich merkte, dass sie wie Rugby oder Basketball waren, konnte ich sie umsetzen. Es hilft, manche Bewegungen so herunter zu brechen, damit die Jungs es verstehen. Ein 3-Step-Run ist dann eine Bewegung aus dem Rugby, die sie begreifen.
Außerdem ist da das Gemeinschaftsgefühl in den Classes. Es ist ein richtiges Gefühl von Kameradschaft und Spaß in BODYATTACK, ähnlich wie in einer Sportmannschaft. Es ist ein sportliches Programm, aber es ist ein sportliches Programm, das Spaß bringt.
Habt ihr einen Lieblingsmove bei BODYATTACK?
BEVAN: Ich liebe das Ende von Track 9, bei dem man einen Kniehebelauf als Sprint durchführt. Ich finde es klasse, wie man für einen Moment auf eine anderes Level geht und man die Gruppe dabei mitzieht. Ich glaube, wir Instruktoren haben die Verantwortung uns selbst bis an die Grenzen zu bringen. Wenn ich die Anforderung an andere stelle, dass sie an ihr Maximum gehen sollen, dann werde ich auch mitgehen. Man betritt dabei eine komplett andere Zone.
AMY: Mein höchster Maßstab, den ich für meine Fitness setze, ist der Burpee mit einem Tuck Jump. Seit der Geburt von (meinem Sohn) River ist dies meine größte Herausforderung.
Wie seht ihr die Entwicklung des Programms?
AMY: Fantastisch! Die Weiterentwicklung ist der Grund, warum ich dem Programm so lange treu geblieben bin. Es ist immer wieder fresh und aktuell.
BEVAN: Ich finde es wirklich großartig und meine das vollkommen ernst. Wenn wir uns nicht weiterentwickeln, werden wir irgendwann abgehängt. Es ist interessant zu sehen, wie schnell die Dinge ihre Aktualität verlieren. Sogar die Videos vor nur ein paar Jahren zeigen schon, dass wir weitermachen müssen, um für den Markt relevant zu bleiben.
Was hat dir das Unterrichten persönlich gegeben?
AMY: Ich war sehr schüchtern, als ich in der Branche anfing. Aber ich hatte eine Eingebung am Anfang meiner Karriere, als ich auf der Fläche arbeitete: Würde ich es nicht schaffen, im Studio mit jeder einzelnen Person zu sprechen, würde ich es nie schaffen. Also habe ich mich selbst dazu angetrieben, mich mit vielen verschiedenen Leuten zu reden. Dann verliebte ich mich in die Gruppenfitness und sage heute, dass das der Anfang meiner Entwicklung zu einer selbstbewusste, junge Frau war. Es hat auch ein Gefühl für Familie in mir geweckt. Denn zuvor war ich sehr auf meine Unabhängigkeit bedacht, aber LES MILLS hat mich wirklich die Bedeutung von Familie, Vertrauen und Liebe sowie die Verbundenheit zu einem höheren Zweck gelehrt. Es hat enorm zu meinem Leben beigetragen.
BEVAN: Bevor ich mit dem Unterrichten anfing, war ich ein echter Aussteiger. Ich habe Drogen genommen und mich vom Leben an sich irgendwie distanziert. Aber als ich zu BODYATTACK kam, habe ich das erste Mal in meinem Leben an etwas hart gearbeitet, bin richtig gut darin geworden und habe damit Dinge erreichen können.
MID: Als ich mit 15 Jahren das Unterrichten begann, war ich ein wirklich sehr gebrochenes Mädchen, das aus schwierigen Verhältnissen kam. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass Dankbarkeit einen wichtigen Platz im Leben verdient, und ich bin LES MILLS dankbar für die Möglichkeit, ein Leben um die Fitness herum zu schaffen. Es ist nicht wichtig, welches Programm du unterrichtest. Was wirklich zählt ist, dass du das Werkzeug hast, um zu helfen, gesunde Leben voll von Leidenschaft zu schaffen. Und es gibt einfach nichts besseres als das.
AMY STYLES kommt aus Christchurch, Neuseeland, und war fünf Jahre lang Training Manager für LES MILLS Neuseeland. Heute lebt sie in Illinois, USA. Sie ist seit 18 Jahren als Instruktor tätig und seit 15 Jahren als LES MILLS Trainer/Presenter.
MARK SINCLAIR stammt ursprünglich aus Dunedin, Neuseeland, und lebt nun in Auckland. Seit knapp 28 Jahren arbeitet er für LES MILLS. Er war International Presenter für BODYATTACK, BODYCOMBAT und BODYPUMP. Mittlerweile ist Mark als GFI und PT im legendären LES MILLS Victoria Street Gym in Auckland tätig.
MID THOMAS ist Clubmanagerin in LES MILLS Hutt City, Neuseeland. In ihrer 27 Jahre andauernden LES MILLS Karriere ist sie nicht nur als Training Manager bei LES MILLS Neuseeland tätig gewesen, sondern auch als International Master Trainer. Nebenbei hat sie auch noch die Zeit gefunden, einen MBA zu absolvieren!
BEVAN JAMES EYLES ist aus Christchurch, Neuseeland, wo er noch immer lebt. Er begann 1999 zu unterrichten und hat bereits an acht Ironmans sowie Marathonläufen teilgenommen. Außerdem ist Bevan Journalist und Teil seiner Heimatzeitung Christchurch Press.