Nach etwa vier Jahren des Wartens auf eine Entscheidung entschied die Migrationsbehörde in Schweden, dass wir nicht bleiben dürfen und erteilte uns einen Abschiebebescheid. Für mich brach eine Welt zusammen – vier Jahre sind eine lange Zeit für eine 10-jährige. Wir konnten nicht nach Russland zurückkehren und Schweden war zu meiner Heimat geworden. Wir haben zwar gegen die Entscheidung Berufung eingelegt, aber auch die Gerichte lehnten uns ab.
Mit dem rechtskräftigen Abschiebebescheid waren wir gezwungen, uns ständig zu verstecken und lebten etwa ein Jahr lang illegal in Schweden. Während dieser Zeit konnte ich nicht zur Schule – oder sonst irgendwo hingehen. Es gibt eine Erinnerung, die mich bis heute verfolgt und auch noch bis heute Einfluss auf mein Leben hat, nämlich die Angst, dass uns die Polizei holte, wenn es an der Tür klopfte. Bis heute bleibt mir jedes Mal fast das Herz stehen, wenn jemand an meiner Tür klopft. Meine ältere Schwester und ich wurden apathisch und hungerten uns regelrecht herunter. Nach etwa sechs Tagen wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert, woraufhin uns dann aus humanitären Gründen der Aufenthalt in Schweden gewährt wurde.
Am Tag meiner Abiturfeier bekam mein Vater einen Herzinfarkt und verstarb. Es ging alles sehr schnell. Er war erst 48 Jahre alt, hatte nie Alkohol getrunken, nie geraucht und war auch nicht krank. Dieser Tag hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Ich habe ein Leben vor und ein Leben nach dem Tod meines Vaters. Plötzlich war ich gezwungen erwachsen zu werden und mich um meine Familie zu kümmern. Mein Vater hat die Familie versorgt, denn meine Mutter arbeitete nicht. Sie konnte es nicht ertragen, in unser Haus zurückzukehren, also verlor ich an einem Tag meinen Vater, mein Zuhause, und ich hatte keinen Job, das bedeutet keine Mittel, um für meine Familie zu sorgen.
Etwa zwei Monate später wurde ich an der besten Universität Schwedens angenommen und habe angefangen Jura zu studieren. Da die Universität in einer anderen Stadt war und ich meine Familie nicht verlassen konnte, wohnte ich zuhause und pendelte jeden Tag zwischen den beiden Städten hin und her.
Während dieser Zeit hörte ich zum ersten Mal von LES MILLS. Ich bin immer Papas kleines Mädchen gewesen. Als ich ihn verlor, verlor ich einen Teil von mir selbst. Jedoch hatte ich keine Zeit um ihn zu trauern, da ich für meine Familie stark sein und auf sie Acht geben musste. Wir hatten ja keine Verwandten in Schweden. Aus LES MILLS zog ich meine Stärke und es war das einzige in meinem Leben, das ich unter Kontrolle hatte.
Ich erinnere mich genau an meine erste Class – es war LES MILLS GRIT. Oh je, ich dachte ich sterbe! Es waren die längsten 30 Minuten meines Lebens. Heute bin ich ein GRIT Elite-Coach. Ich bin ebenfalls Elite-Instruktorin für BODYJAM und Advanced Instruktorin für SH’BAM. Demnächst werde ich BODYCOMBAT Instruktorin. Ich glaube, dass dieses Programm perfekt zu mir passt, da ich bereits ein paar Jahre Erfahrung in Martial Arts habe. Ich bin jetzt seit drei Jahren Instruktorin. Alle drei Zertifizierungen habe ich innerhalb von sechs Monaten absolviert.
Nach meinem Abschluss an der Universität bekam ich eine Stelle bei der schwedischen Einwanderungsbehörde als Sachbearbeiterin. Ein paar Monate später war ich dann schließlich aktiver Entscheidungsträger. Die Ironie war, dass diese Einwanderungsbehörde dasselbe Amt war, bei dem unser Asylantrag damals abgelehnt wurde. Das war so unwirklich 15 Jahre später in ein und demselben Gebäude zu arbeiten und diejenige zu sein, die Entscheidungen darüber trifft, wer Asyl bekommt und wer nicht.
Nach meiner Tätigkeit in der Einwanderungsbehörde bekam ich einen Job bei einer Anwaltskanzlei. Dort arbeite ich zur Zeit als Partner mit meinem Fachgebiet Einwanderungsrecht. Heute, 13 Jahre nachdem mir die Abschiebung bevorstand, helfe ich Flüchtlingen ihr Bleiberecht zu Erlangen und ihnen Schutz zu gewähren. Somit habe ich in den letzten 15 Jahren vier verschiedene Stadien in der Einwanderungsbehörde durchlaufen: als Flüchtling, als Sachbearbeiterin, als Entscheidungsträger und jetzt als Partner und angehende Anwältin.
Mein Ziel war es schon immer Menschen zu helfen und um das zu erreichen nutze ich die Gesetze und Gruppenfitness.
Meine Gefühle gegenüber LES MILLS und wie sehr es mir geholfen hat sind wirklich schwer in Worte zu fassen. Ich erinnere mich daran, als ich Phillip Mills zum ersten Mal persönlich traf und zu ihm sagte: „Ich bin LES MILLS”. Ich fühle mich wirklich so. Ich liebe jedes einzelne Konzept und alles an unserer großen, wunderbaren Familie. LES MILLS hat mir Stärke verliehen, als ich kraftlos war. LES MILLS hat mir Liebe gegeben, als ich ein großes Loch in meinem Herzen hatte und dachte, nichts könne es jemals heilen. LES MILLS hat mir den Glauben an die Menschheit zurückgegeben. Es passieren viele schlimme Dinge in der Welt, viele Menschen müssen leiden, aber während einer Class bin ich in der Lage Menschen die Liebe zu geben, die sie vielleicht in ihrem Leben vermissen. Ich kann Leuten Selbstvertrauen geben, das sie so dringend brauchen. In der Tat verändern wir auf so viele unterschiedliche Arten die Welt, Workout für Workout. Das ist wahre Stärke.
Gruppenfitness ist meine große Liebe. Es ist der einzige Ort, an dem nicht zählt, wer du bist, woher du kommst, was du beruflich machst, was du in deinem Leben durchgemacht hast. Gruppenfitness ist das Einzige, das mich angetrieben hat und immer noch antreibt. Ich erzähle den Leuten immer, dass Gruppenfitness das Allheilmittel für jede Art von Depression ist. Man braucht keine Medizin, keine Medizin der Welt kann dir so ein gutes Gefühl geben, wie nach einer Class.
Jedes Programm hat eine andere Wirkung auf mich. LES MILLS GRIT zum Beispiel pusht mich, es zerstört mich, es macht mich wieder ganz, es baut mich auf, es tut weh, es gibt mir Fokus, es gibt mir das Gefühl, dass ich alles erreichen kann, was ich will. Ich kann das Gefühl von LES MILLS GRIT ganz gut in nur einem Satz beschreiben. Ich sage meinen Teilnehmern, „Wenn du das Gefühl hast zu sterben, ist das okay – denkt daran, es ist der einzige Weg in den Himmel!”
Und BODYJAM – es verleiht mir ein Gefühl von Freiheit. Während meiner täglichen Arbeit lerne ich Menschen kennen, die sich in ausweglosen Situationen befinden, ich bekomme viel Elend mit. Es ist hart, sowohl mental als auch emotional. Beim Tanzen schalte ich ab, ich lebe im Moment und denke an nichts. Einfach mal loslassen.
Für jeden ist etwas dabei. Jeder findet etwas für sich bei LES MILLS, das er liebt und das einem etwas zurückgibt. Mein Ziel ist es anderen zu helfen genau das zu finden und zu behalten. Die Herausforderung dabei ist, jedem Teilnehmer dieses Glücksgefühl und Spaß zu vermitteln, damit sie immer wieder kommen und es ein fester Bestandteil ihres Lebens wird. Denn, erst wenn es ein Teil des Lebens ist, erkennt und fühlt man, welche Auswirkungen es auf einen hat.
Melissa Agaeva lebt in Schweden, wo sie LES MILLS GRIT, SH'BAM, BODYCOMBAT und BODYJAM unterrichtet. Sie ist seit drei Jahren Instruktorin.