STC besteht seit über 20 Jahren. Erzählen Sie uns, wie alles begann.
STC Mitinhaber und Marketingleiter, Antoni Kutics (AK): Alles begann 1998 in einem winzigen Studio am Rande von Göteborg, mit einer Handvoll Trainern und gut 400 Mitgliedern. Da ich als Jugendlicher Fußball gespielt hatte, kannte ich den Teamgeist, der beim Mannschaftssport entsteht, und diese Leidenschaft für das Training in der Gruppe bildete die Grundlage für unser Geschäft. Bis heute sind wir von Gruppentraining als Produkt voll und ganz überzeugt und das ist es, was uns so weit gebracht hat: Wir haben ein überzeugendes Konzept entwickelt, mit dem wir neue Investoren gewinnen und schnell wachsen konnten.
Wie planen Sie, Ihr Unternehmen weiter zu vergrößern?
CEO und Mitinhaberin von STC, Katarina Andersson (KA): Letztes Jahr haben wir uns das Investmentunternehmen Novax als Partner gesichert. Novax ist jetzt Teilhaber von STC. Novax gehört zur Axel Johnson Group – einem schwedischen, familienbetriebenen Mischkonzern, der profitable Handels- und Dienstleistungsunternehmen in Europa führt, darunter den Supermarkt-Konzern Axfood, die Warenhauskette Ahlens sowie weitere Einzelhandelsunternehmen im Bereich Kosmetik, Mode, Haushaltswaren, Elektronik und Arzneimittel. Dank der Expertise, der Ressourcen und der Familientradition weiß Noxav, wie man das Wachstum eines Unternehmens effektiv vorantreibt und ist der perfekte Partner an unserer Seite. Seit Noxav mit an Bord ist haben wir unser Portfolio von 46 auf 80 Filialen erweitert, etwa durch die Übernahme von Sportsgym – einer Fitnessstudiokette mit 20 Filialen, unter anderem in Ostersund und Sundsvall in Mittelschweden. Wir sind dabei, unser Portfolio landesweit zu stärken – mit einer Mischung aus mittelpreisigen Studios und Studios im Bereich Premium-Low-Cost, je nach Standort. Wir werden im nächsten Jahr auf über 100 Studios kommen und wollen auch künftig weiter expandieren.
Wie werden Sie neue Filialen eingliedern und Ihrer Unternehmenskultur weiterhin treu bleiben?
KA: Wir wollen mithilfe von Übernahmen und Neueröffnungen expandieren. Beide Möglichkeiten haben ihre Vorteile, doch die Studios, die wir übernehmen (wie z. B. Sportsgym) kommen mit ihrem Konzept unseren Vorstellungen in der Regel schon recht nahe. Die größte Herausforderung liegt darin, die STC Unternehmenskultur in jede Filiale zu transportieren. Es geht darum, Menschen durch gemeinsames Training zusammenzubringen. Das spürt man in all unseren Studios – vom Café, über den Empfang, bis hin zum Kursraum. Es ist uns sehr wichtig, in unseren Studios die unterschiedlichsten Menschen, Alt und Jung, zusammenzubringen und den Zusammenhalt zu stärken. Denn das schafft eine besondere Atmosphäre. Aus unternehmerischer Sicht sind all das Kunden, die unsere Studios zu unterschiedlichen Tageszeiten nutzen, d. h. wir können die Auslastung optimieren und haben die Möglichkeit, zusätzliche Kundenfrequenz zu generieren. In einer zunehmend isolierten Gesellschaft wollen wir einen Ort schaffen, an dem Menschen zueinander finden. Darum hängen bei uns auch nicht überall Fernseher herum. Wir wollen, dass die Menschen miteinander kommunizieren!
Welche Rolle spielt Gruppenfitness bei der Umsetzung dieses Konzepts?
AK: Gruppenfitness spielt eine zentrale Rolle. Was eignet sich besser als ein schönes, gemeinsames Erlebnis, um den Zusammenhalt zu stärken? Uns geht das Herz auf, wenn wir darüber nachdenken, wie viele Freundschaften schon in unseren Studios entstanden sind. Wir waren schon immer begeistert von Gruppenfitness. Als LES MILLS BODYPUMP herausbrachte, ging der Boom dann aber erst richtig los. Plötzlich trainierten Frauen und Männer gemeinsam in dieser großartigen Class.
Heute gibt es rund 340 Les Mills Kurse in den 37 Studios, in denen wir Gruppenfitness anbieten. In diesen Filialen macht Gruppenfitness rund 40 % der Studiobesuche aus und die Auslastung pro Kurs liegt bei guten 70 %. Gruppenfitness ist grundlegend für unseren Unternehmenserfolg, darum haben wir uns zum Ziel gesetzt, der beste Anbieter für Les Mills Programme in ganz Schweden zu werden. Wir sind nach wie vor begeistert von dem Angebot im Bereich Gruppenfitness Management und dem ständigen Support von Les Mills. Dieser starke Partner an unsere Seite hat uns dabei geholfen, das Beste aus unserem Gruppenfitnessangebot herauszuholen.
Wie würden Sie die Philosophie von STC beschreiben?
KA: Das drücken am besten fünf Worte aus – unsere Unternehmenswerte Leidenschaft, Glück, Gemeinschaft, Persönlichkeit und Professionalität. Dies ist die Grundlage für unseren Erfolg und das ist es, was wir uns von jedem Mitarbeiter wünschen. Wer bei uns arbeiten will, muss eine Leidenschaft für den Beruf mitbringen – das ist mit einer der wichtigsten Punkte. Wer für seine Arbeit brennt, ist glücklich. Und wer die Leidenschaft hat und glücklich ist, möchte anderen Menschen in ein gesünderes Leben verhelfen und sie für unsere Programme begeistern. Und so entstehen Gemeinschaften. Und auf diese Weise kann man seine Persönlichkeit zeigen und Beziehungen zu Mitgliedern aufbauen, was wiederum ihnen ein gutes Gefühl gibt. Nicht zuletzt ist auch Professionalität ein wichtiger Punkt. An ihr sollte man ständig arbeiten, um seine Performance immer weiter zu steigern. Das sind die Prinzipien, nach denen all unsere Mitarbeiter arbeiten sollen.
Wie bringen Sie Ihre Mitarbeiter dazu, diese Werte zu verinnerlichen?
KA: Leidenschaft ist zweifelsohne die Grundlage für alles, darum suchen wir schon von vornherein nach Menschen, die eine Leidenschaft für den Beruf mitbringen. Doch im Grunde beginnt alles bei uns. Wenn wir keine Leidenschaft für das Unternehmen haben, dann werden auch unsere Mitarbeite keine Leidenschaft entwickeln und wir können nicht erfolgreich sein. Wir müssen ihnen die fünf Werte authentisch vorleben und zu Leitbildern werden – und nicht nur darüber sprechen. Wir geben unser Bestes.
Außerdem haben wir eine eigene Schule aufgebaut – in die wir einiges investiert haben – wo wir alle neuen Manager hinschicken, damit sie lernen, wie sie diese Werte leben und weitergeben. Wir lehren ihnen auch, keine Angst vor Fehlern zu haben, denn wer langfristig erfolgreich sein will, darf keine Angst davor haben, zu scheitern. Wenn du einen neuen Kurs einführst und nur zwei Leute kommen – kein Problem. Du gehst einen Schritt zurück, gibst nochmal ein paar Prozent mehr und wirst letzten Endes Resultate sehen.
Und was ist die Geschichte hinter Ihrem aktuellen Projekt, bei dem Sie mithilfe gezielter Mitarbeiterschulungen Ihr Wachstum steigern wollen?
AK: Wir haben in Zusammenarbeit mit LES MILLS ein ambitioniertes Pilotprojekt in unseren zehn größten Studios gestartet, wo die gesamte Belegschaft, vom Empfangsmitarbeiter bis hin zum Fitness Manager, ein LES MILLS Gruppenfitnessmanagement Training absolviert hat. Außerdem haben alle 117 Instruktoren an fünf Wochenendkursen das Advanced Training absolviert.
Gruppenfitness war immer unsere Stärke, doch in letzter Zeit hatten wir das Gefühl, irgendwie die Orientierung zu verlieren. Also entwickelten wir in Zusammenarbeit mit Les Mills einen maßgeschneiderten Plan, um Gruppenfitness wieder zum Herzstück unseres Unternehmens zu machen. Dabei war es besonders wichtig, dass alle an einem Strang zogen. Und dazu gehörten nicht nur unsere GFM oder Instruktoren. Uns wurde bewusst, dass jeder, der Kontakt zu unseren Mitgliedern hat, sich weiterentwickeln muss – mit Hilfe von Weiterbildungsmaßnahmen auf Spitzenniveau.
Die Resultate waren beeindruckend. Die Teilnahme an Gruppenfitness stieg in einigen Studios bereits nach einigen Monaten um 40 % an. Zwei Drittel (67 %) der Instruktoren verzeichnen seit dem Advanced Training mindestens drei neue Kursteilnehmer. Das Projekt hat frischen Wind und Fachwissen in unsere Teams gebracht – die Mitarbeiter haben neue Energie getankt und sind dankbar für die neuen Impulse.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter dieses Wissen anwenden und in die Praxis umsetzen?
KA: Uns ist es besonders wichtig, unsere Mitarbeiter dazu zu bringen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für Geschäftsaktivitäten und deren Ergebnisse zu übernehmen. Wir fragen unsere Mitarbeiter auch gerne nach ihrer Meinung – über manche Dinge denken sie viel eingehender nach als wir es jemals tun würden.
Wir vertrauen ihnen, dass sie Verantwortungen übernehmen können und wollen das auch. Es ist wichtig, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen und ich denke, dass das auch ein wichtiger Grund ist, warum sie sich den Mitgliedern gegenüber verantwortlich fühlen. Ein sitzender Lebensstil verursacht in der Gesellschaft so viele Probleme, darum ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter hart trainieren und auf ihren Körper achten, um mit gutem Beispiel voranzugehen. Das ist aktuell wichtiger denn je.
Sie erweitern stetig Ihr Gruppenfitnessangebot. Haben Sie Schwierigkeiten, gute Instruktoren zu finden?
AK: Die Instruktoren sind unsere Stars. Daran gibt es keinen Zweifel. Sie bereiten unseren Mitgliedern so viel Freude. Ich werfe immer mal wieder einen Blick in die Classes und würde oft gerne sofort mitmachen, weil der Instruktor mich so mitreißt.
Doch es wird eindeutig schwieriger, gute Instruktoren zu finden, weil es so viele Dinge gibt, die die Zeit und Aufmerksamkeit der Menschen in Anspruch nehmen – das beobachte ich in so vielen Bereichen. Doch wir sehen es so: Angesichts des verschärften Wettbewerbs ist es umso wichtiger, dass wir die Besten im Bereich Gruppenfitness werden, damit Instruktoren mit uns arbeiten wollen.
Welche Rolle spielt Virtual Fitness in einem Unternehmen, das so stark auf seine Instruktoren fokussiert ist?
KA: Wir bieten Virtual in allen Studios an, die wir neu eröffnen – es ist definitiv ein wichtiger Bestandteil eines modernen Fitnessstudios. Manche Virtual Classes sind wirklich sehr beliebt bei Mitgliedern – besonders bei denen mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Ich selbst nehme auch oft daran teil. Virtual macht Gruppenfitness Menschen zugänglich, die zuvor gar nicht die Möglichkeit hatten, es auszuprobieren.
Wenn sich Studiobetreiber für ein Produkt wie Virtual entscheiden, sollte ihnen allerdings bewusst sein, dass es mehr Bedarf, als eine Leinwand in einen Kursraum zu stellen und zu erwarten, dass das Ganze ein Selbstläufer ist. Man sollte auf ein hochwertiges Produkt setzen und Zeit und Aufwand investieren, um es erfolgreich zu machen. Es passiert nicht über Nacht und nicht von selbst – man muss etwas dafür tun. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung.
Einige unserer Studios hatten leichte Startschwierigkeiten mit Virtual, doch wir haben uns auf die Hilfe und Unterstützung von LES MILLS verlassen und konnten damit Virtual zum Erfolg machen. In einigen Studios haben Virtual Classes früh morgens bis zu 30 Teilnehmer und es gibt feste Gruppen, die sich zu bestimmten Uhrzeiten verabreden.
Wie halten Sie sich über Wasser in einer Branche, in der ein Trend den nächsten jagt?
AK: Wir halten stets die Augen offen und nehmen an allen großen Messen teil, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Wir wollen wissen, was es Neues gibt, doch es ist uns weniger wichtig, jedem Trend nachzujagen. Für uns zählt, dass ein neues Produkt unseren Mitgliedern langfristigen Nutzen bringt und nicht nach einem halben Jahr schon wieder out ist. Jedes neue Produkt wird bei uns eingehend und mehrmals getestet und überprüft, bevor wir überhaupt Betracht ziehen, es mit in unser Portfolio aufzunehmen.
Dabei ist es auch wichtig, sich auf seine Top-Mitarbeiter und Manager an den verschiedenen Standorten zu verlassen, denn sie kennen ihre Mitglieder am besten und können wertvolle Einblicke liefern. Die Bedürfnisse sind in jedem Studio anders, darum ist es unerlässlich, diesen Input von den Mitarbeitern vor Ort einzuholen und nicht auf einen Top-Down-Ansatz zu setzen, wenn man die richtigen Entscheidungen treffen will.
Was ist der beste Rat, denn Sie beide geben können, um in der Fitnessbranche zu arbeiten und dort erfolgreich zu sein?
KA: Wir sprechen oft darüber, dass unsere Marke mit unseren Studios wächst. Uns ist es sehr wichtig, dass die Unternehmenskultur eng am Produkt bleibt. Jeder schafft es, viele Studios zu eröffnen, doch wer wirklich erfolgreich sein will, muss sich um jede einzelne Filiale kümmern und gut darauf achtgeben. Man kann nicht einfach ein Studio eröffnen und sich dann nicht darum kümmern. Das werden vor allem die Mitglieder und Mitarbeiter zu spüren bekommen. Es gibt keine Abkürzung. Man muss sich anstrengen, jedes Studio hegen und pflegen und es nach seinen Vorstellungen formen – das hat uns nicht zuletzt die GFM Conference nochmal bewusst gemacht.
Für uns bedeutet das, dass wir uns auf die Details konzentrieren und immer wieder das Trainingserlebnis unserer Mitglieder überprüfen. Wir werfen öfter mal einen Blick in die Kurse, um sie aus der Perspektive eines Mitglieds zu erleben – man bekommt interessante Einblicke, wenn man Menschen zuhört, sie beobachtet und sieht, wie sie auf verschiedene Kurse und Angebote im Studio reagieren. Man lernt jeden Tag dazu – Dieses Motto sollen unsere Mitarbeiter beherzigen.