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Fallstudien

„Mein Tipp? Einfach machen!“
Wie dieses Studio seine Mitglieder mit einem kreativen Livestreaming-Angebot begeistert.

Der QUEST CLUB in Kolbermoor bei Rosenheim zählt zu den führenden Premium-Studios der Region mit einem umfangreichen Trainingsangebot für Jung und Alt. Corona machte diesem Trainingsangebot jedoch einen Strich durch die Rechnung – oder doch nicht? Wir haben exklusiv mit Geschäftsführer Simon Dellner über kreative Lösungen, positive Ausblicke und spannende Renovierungsarbeiten gesprochen.

Lisa-Marie Jäger

LES MILLS: Simon, vielen Dank für deine Zeit. Erzähl uns doch kurz von den Anfängen eures Umdenkens, als die Studios in Bayern und eben auch der QUEST CLUB gezwungen war zu schließen.

Nachtrag November 2020: Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels im Juni galten abweichende Richtlinien zum Livestreamen von LES MILLS Classes. Alle derzeit gültigen Richtlinien für Studios und Instruktoren sowie praktische Tipps finden Sie hier.

Simon Dellner: Wir haben sofort reagiert. Wir wussten, dass es nicht viel Zeit zum Nachdenken gab und unsere Mitglieder und unser Service ihnen gegenüber stehen an erster Stelle. Wir schauten uns also recht schnell nach einer Alternative um, wie wir unseren Mitgliedern trotz geschlossener Türen ein Fitnesserlebnis für die eigenen vier Wände liefern konnten. Kurse mit unseren Trainern live zu streamen war die beste Lösung.

Das hört sich an, als wäre euch das recht schnell von der Hand gegangen? Wie lief es mit der Musiksuche und dem technischen Setup?

Es war zwar eine schnelle und spontane Idee aber die Umsetzung war nicht leicht. Es ist mehr Aufwand als man denkt und man muss sich schon mit dem Thema befassen. Vor allem am Anfang, als wir noch nicht das lizenzfreie Musikangebot von LES MILLS nutzen konnten, war die Recherche passender Lieder und Kreation dazugehöriger Workouts sehr zeitintensiv. Das hat uns allen viel abverlangt und war überhaupt nur möglich, weil ich ein super Team im Rücken habe. Der Drahtseiltanz mit GEMA-freier Musik ist ja auch nicht so leicht und vor allem fehlte irgendwann die Auswahl. Als wir von den Livestream-Workouts mit lizenzfreier Originalmusik von LES MILLS erfuhren, war ich sehr erleichtert und es half uns immens, unseren Online-Kursplan zu erweitern.

Wir bieten momentan 4 Kurse pro Tag, also 28 pro Woche an, unter anderem Yoga, BODYPUMP, BODYCOMBAT, CXWORX und LES MILLS TONE. Kurse sind dann 24 Stunden über YouTube auf unserer Webseite online zugänglich. Wir möchten damit eine Art Dringlichkeit zum Schauen kreieren.

Ich bin tagtäglich überwältigt von der großartigen Resonanz und Teilnahme unserer Studio-Community. Wir können bisher über 300.000 Video-Aufrufe verzeichnen. Alleine auf YouTube mit einer totalen Wiedergabezeit von mehr als 16.000 Stunden. Am Anfang hatten wir bis zu 100 Live-Zuschauer. Diese Zahl ging zurück, nachdem wir die Videos nachträglich über YouTube bereitstellten, wo die Videos bisher rund 140.000 Aufrufe erlebten. Es geht uns darum, dass unsere Mitglieder mit unseren Inhalten interagieren und ihre Liebe zu Fitness nicht verlieren, ob dies live geschieht oder sie sich danach die Aufzeichnung ansehen ist erstmal nicht wichtig.

Hast du eine Empfehlung für eine Plattform zum Streamen? Und wie stellt ihr euch als Team auf für einen reibungslosen Ablauf?

Mir war es sehr wichtig, unser Angebot zu den Leuten zu bringen und nicht die Leute zur Plattform, das heißt wir nutzen die Kanäle, auf denen sich die Mehrzahl unserer Mitglieder ohnehin befindet: Facebook und Instagram.

Normalerweise haben wir zwei bis vier Mitarbeiter hinter der Kamera und immer zwei Instruktoren, die die Class geben. Durch zwei Personen vor der Kamera kreieren wir eine größere Interaktion mit den Zuschauern. Unser Studio besitzt ein ausdrucksstarkes Ambiente, das nicht nur live und in Farbe zur Geltung kommt, sondern auch als großartiger Hintergrund für die Streams dient. Vor dem überdimensionalen Panoramafenster hat man einen beeindruckenden Blick auf die Berge – Urlaubsgefühl inklusive!

Wie steht es eigentlich um Teilnehmer, die gar kein oder nicht das richtige Equipment Zuhause zur Verfügung haben?

Da wir immer mit zwei Trainern vor der Kamera stehen, können wir einmal die „normale“ Variante zeigen, das heißt mit entsprechendem Equipment wie Hanteln, Gewichtsscheiben und Matte. Der zweite Trainer bietet dann die Home-Variante an, mit Gewichtsersatz durch Milchtüten, Waschmittel, Bierkiste oder gefülltem Rucksack. Wir sind alle im positiven Sinne dazu gezwungen, kreativ zu sein und uns den neuen Gegebenheiten anzupassen. Außerdem erfüllt das Workout dann nicht nur den Trainingseffekt, sondern kurbelt zusätzlich den Spaßfaktor an.

Irgendwelche lustigen Pannen oder Bloopers, die du mit uns teilst?

„Live is live“ – es passiert immer etwas, was nicht passieren dürfte. So hatten wir auch schon mal einen Instruktor, der Dips auf einem Stuhl machte und Schwupps war der Stuhl weg und er saß auf dem Boden. So etwas passiert. Ich muss zugeben, dass es vor allem am Anfang umso besser und authentischer war, je improvisierter es war. Auch wenn nicht alles perfekt läuft, tut dies der Beziehung zu unseren Mitgliedern keinen Abbruch – es hilft sogar noch dabei.

Welche drei Tipps würdest du anderen Studios bezüglich Livestreaming mit auf den Weg geben?

  1. Machen! Für mich gibt es nichts daran zu rütteln, dass das Angebot von live gestreamten Classes ungemein zur Mitgliederbindung beiträgt und obwohl jeder Anfang schwer ist, sollte man es einfach wagen und starten – und dann optimieren. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass es anfänglich wichtiger ist, auf die Qualität des Tons zu achten, als auf die des Bildes.
  2. Gruppen-Charakter. Ich empfehle auf jeden Fall zwei Instruktoren pro Class zu nutzen. Das fördert die Interaktion und man kann mehrere Varianten aufzeigen, um jedes Fitnesslevel (und Equipment-Optionen) abzudecken.
  3. Sicherlich sucht jeder Daheim-Isolierte nach einem sportlichen Ausgleich und sehnt sich nach seiner Fitnessroutine. Es ist aber auch wichtig zu erwähnen, dass Livestreams in Zeiten der Isolation vor allem für Entertainment sorgen und eine Squat-Sequenz mit einer Bierkiste bestimmt effektiv aber vor allem spaßig sein kann. Ich denke, dass man sich in dieser herausfordernden Zeit besonders gerne etwas live oder zumindest etwas sehr Aktuelles ansieht, weil man weiß, dass man im selben Boot sitzt und gemeinsam das Beste aus der Situation macht.

Abschließende Gedanken zum Livestreaming?

Livestreaming ist jetzt in dieser Zeit das naheliegendste, was man machen kann, denn man hat nicht viel Anderes in der Hand. Für uns im QUEST CLUB hat es der Mitgliederbindung extrem geholfen, die Mitglieder-Community hat uns mit ihren Beiträgen unterstützt und bisher hat keiner gekündigt. Wir haben eine großartige positive Resonanz unserer Mitglieder bekommen und lesen regelmäßig ermutigende Kommentare von Menschen, die sich bedanken. Außerdem haben unsere Instruktoren weiterhin die Möglichkeit Geld zu verdienen.

In die Zukunft blickend ist ein Livestreaming-Angebot tatsächlich etwas, mit dem wir unseren Kursplan auch nach einer Wiedereröffnung erweitern und optimieren würden. Wir haben einige Anfragen von Interessenten erhalten, die durch das Angebot erst auf unser Studio aufmerksam geworden sind. Hier eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.

Nun noch eine letzte Frage meinerseits: Und zwar zum Thema Kursraumdesign. Ich habe gehört ihr nutzt die Zeit für eine Komplettüberholung eures Gruppenfitnessraums?

Die Renovierung des Kursraums verfolgt mich schon seit zwei Jahren. Unser alter Kursraum war nicht schlecht, aber ich wollte etwas wirklich Besonderes. In normalen Zeiten entfallen über 60 % unserer Check-Ins auf den Kursbereich, das heißt der Bedarf, diese Umgebung zu einem Erlebnis zu machen, ist gegeben. Wir legen großen Wert auf den Community-Gedanken und darauf, Kontakte und Freundschaften unserer Mitglieder zu ermutigen und zu pflegen. Ein inspirierender Kursraum gehört da einfach dazu, jedoch haben wir lange keinen Partner gefunden, mit dem wir die Renovierung durchführen wollten.

Anfang des Jahres wurden wir auf SOTA aufmerksam und was soll ich sagen, der Umbau ist abgeschlossen. Wir haben in eine neue Musikanlage investiert, die Fensterseite verdunkelt, neues SMART TECH Equipment besorgt, neu gestrichen und unser Logo im Bühnenbild integriert. Das Coole an den Lösungen von SOTA ist, dass das Licht musikgesteuert ist. Der Kurs lebt mit der Musik.

In unserem neuen Raum wird bereits live gestreamt, unsere Mitglieder sehen also schon, was sie bei einer Wiedereröffnung erwartet. Ich freue mich sehr, wenn wir uns endlich wieder alle gemeinsam auspowern können.

Kursraum Quest Club Kolbermoor