Seit seiner Kindheit ist der Deutsch-Perser begeistert davon, wie Sport immer wieder Menschen jeglicher Herkunft zusammenbringt. Genau das war es, was ihn während des ersten Lockdowns motiviert hat: Menschen auf anderem Wege zusammenzubringen – eben durch den Bildschirm hindurch über Livestreaming.
ALLES BEGANN MIT EINER WHATSAPP-GRUPPE
Der Gründer von Gymternet ist neben der Arbeit in seiner eigenen Agentur für Medienproduktionen auch leidenschaftlicher Instruktor für mehrere LES MILLS Programme und hat sich über diesen Weg eine starke Community aufgebaut. „Es hat mich geärgert, dass ich meine Routine nicht weiterverfolgen konnte und meine Teilnehmer nicht mehr gesehen habe. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, Corona könnte vielleicht auch mich in existenzielle Schwierigkeiten bringen und Livestreaming war für mich DIE Lösung, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.“
„In Zeiten der Ungewissheit und Einsamkeit wollte ich meinen Teilnehmern wenigstens für einen Kurs lang etwas ‚Normalität‘ in ihre Wohnzimmer liefern“
Nach 48 Stunden intensiver Recherche über Livestreaming, welche Ausstattung man braucht, was beachtet werden muss und wie man eine Class am besten online überträgt, war die Idee und ihre sofortige Umsetzung zum Greifen nah. Der ambitionierte Kölner erstellte eine WhatsApp-Gruppe mit einigen seiner Teilnehmer und stieß hier auf vollkommene Begeisterung. „Eine Möglichkeit Sport zu treiben und in Zeiten der Ungewissheit und Einsamkeit wenigstens für einen Kurs lang etwas ‚Normalität‘ in seinem Wohnzimmer zu haben, hat meinen Teilnehmern Halt und das Gefühl der Zugehörigkeit gegeben“, erzählt er stolz.
Nach und nach wurde mit steigender Nachfrage und höheren Teilnehmerzahlen sowohl das technische Setup als auch die Organisation aufwändiger und es musste eine schnelle Lösung her. WhatsApp-Gruppen gehörten aufgrund der Datenschutzbestimmungen der Vergangenheit an und da es keine All-in-One Plattform gab, die ein Buchungstool, eine Bezahlmethode, eine Livestreaming-Plattform sowie eine Nutzerdatenbank in einer Website vereint, nutzte Anusch Sheibani seine Community bei der Suche nach Unterstützung und wurde tatsächlich unter seinen treuen Teilnehmern fündig. Einer seiner Stamm-Teilnehmer bot ihm an, eine Webseite inklusive Integration verschiedener Funktionen genau für seine Bedürfnisse zu erstellen. Kurz nach einem gemeinsamen Brainstorming war die erste Version einer Website live und der Startschuss für Gymternet gefallen.
Die Webseite kombiniert eine Videoplattform mit einem Bezahlsystem und beinhaltete zunächst eine Single-Use-Option, sodass Teilnehmer sich für einen kleinen Betrag in den gewünschten Kurs einbuchen konnten. Ein ganz eigenständiges System, das für die Zukunft noch andere Bezahlmodelle, wie Zehnerkarten und Monatsbeiträge, plant.
Für das Layout der Seite konnten die LES MILLS Marketing-Materialien die nötigen Bild-Inhalte liefern, um der Webseite neben dem klaren Aufbau und Design den letzten visuellen Schliff zu verleihen.
SOGAR MEINE ELTERN KOMMEN ZU MEINEN KURSEN
So war es jedenfalls vor Corona. Mit Beginn des Lockdowns und der einhergehenden Studioschließungen fiel für Sheibanis‘ Eltern, wie für etliche andere Sport- und Fitnessbegeisterte, die Möglichkeit weg, gemeinsam Sport zu treiben. Durch Livestreaming und der Option, mit einem Klick an einem Kurs in den eigenen vier Wänden teilzunehmen ist dies wieder möglich.
„Ganz am Anfang habe ich Break-Out Räume genutzt und habe sie Männer- & Frauenumkleide genannt, um das ganze Erlebnis möglichst realitätsnah nachzubauen.“
Gymternet bietet über 20 Kurse pro Woche an. Mit dem Bundle-Basic von LES MILLS hat das innovative Online-Studio die Möglichkeit, 3LES MILLS Programme anzubieten: BODYCOMBAT, BODYATTACK und LES MILLS BARRE. Jedes der LES MILLS Programme wird unter strenger Berücksichtigung der Livestreaming-Nutzungsbedingungen und der bereitgestellten Cover-Musik von LES MILLS übertragen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
Jeden Tag zur deutschen Prime Time, aber auch darüber hinaus, übertragen Top Trainer ihre Workouts über die Plattform ZOOM per Livestream an diejenigen, die über einen der vielfältigen Buchungswege den jeweiligen Kurs gebucht haben.
„Ganz am Anfang habe ich Break-Out Räume genutzt und habe sie Männer- & Frauenumkleide genannt, um das ganze Erlebnis möglichst realitätsnah nachzubauen und darüber hinaus auch während der Kurse die Möglichkeit anzubieten, sich zurückzuziehen.“
Bereits bevor die Online-Kurse beworben wurden, konnten die Classes allein durch Mundpropaganda bereits 40-50 Teilnehmer zu Hoch-Zeiten verzeichnen. Das Limit eines Kurses liegt bei 99 Personen, von denen sogar 49 zeitgleich auf dem Bildschirm zu sehen sind, was die Interaktion für den Instruktor erheblich erleichtert.
Aus Erfahrung kann Anusch Sheibani sagen, dass Interaktion im virtuellen Raum unglaublich wichtig ist: „Ich gebe den Teilnehmern untereinander gerne Challenges, um den Gemeinschaftsaspekt zu stärken und die virtuellen Barrieren zwischen den einzelnen Teilnehmern in Luft aufzulösen.“ Dabei sind Namen für den kreativen Kopf besonders wichtig und mit Stolz kann er sagen, dass er jeden einzelnen Namen spätestens nach dem zweiten Mal beherrscht. Auf diesen Aspekt schaut er auch bei den Trainern, die er anstellt. Neben dem technischen Setup, mit dem jeder seiner Trainer ausgerüstet wird, müssen auch die persönlichen Qualifikationen stimmen, um die gewisse Atmosphäre über die räumliche Distanz hinweg zu übertragen.
„Es geht um viel mehr als Sport: es geht um den Kontakt zu anderen. Jeder Teilnehmer hätte auch draußen laufen gehen können, anstatt in seinem Wohnzimmer einen virtuellen Kurs zu machen, aber das Gemeinschaftsgefühl ist das, was die Menschen motiviert – auch Zuhause.“
„Es ist ein Unterschied einen Kurs live zu geben oder vor der Kamera zu performen.“
Mittlerweile sind 12 Instruktoren bei Gymternet beschäftigt, mit steigender Tendenz. Unter diesen Instruktoren ist auch Isabell Schruf, eine langjährige und leidenschaftliche Instruktorin aus dem LES MILLS Nationaltrainer-Team, die die Teilnehmer mit ihren BODYCOMBAT und LES MILLS BARRE Classes begeistert. Die Suche nach geeigneten Instruktoren ist dabei aber nicht so einfach, wie man denken könnte.
„Es ist ein Unterschied einen Kurs live zu geben oder vor der Kamera zu performen. Der Instruktor ist das Role Model und muss wissen, wie er sich optimal zur Kamera positioniert, damit die Teilnehmer auch über den Bildschirm sehen können, wie sie die Übung richtig ausführen.“ Dazu kommt außerdem, der interaktive Teil mit den Teilnehmern, sowie die ganze Technik, die man beachten muss. Der Tipp des Profis: „Du stehst vor der Kamera und bist – das ist Fakt – alleine. Dennoch muss klar sein, dass man gesehen wird und genau das muss man fühlen, um es den Teilnehmern zu vermitteln.“
Auch die Technik kann ein Knackpunkt sein, wenn es mal nicht läuft: „Wir haben zwar fantastische 99 % Ausfall-Sicherheit der Technik, aber es kann immer irgendwas passieren – und dann muss der Instruktor halt wissen, wie man damit umgehen kann.“
Bei allen technischen Herausforderungen und Dingen, die zu beachten sind, darf am Ende der Humor in den Classes nicht fehlen. Kleine visuelle Einspieler sorgen für ein Schmunzeln in den Gesichtern der Teilnehmer und machen das Erlebnis zu etwas Einzigartigem. Ein Instruktor, der die Atmosphäre auflockert und für eine entspannte Atmosphäre sorgt, rundet das gesamte Erlebnis ab.
ZUKUNFTSAUSSICHTEN
Seit Anfang November bewirbt Gymternet seine Kurse, Workouts und Trainer auch über seine Social-Media-Kanäle. Hier wechseln sich motivierende Posts mit Erklärungen zu einzelnen Programmen und Vorstellungen der Trainer ab.
„Ich möchte, dass es normal wird, mit Menschen aus der ganzen Welt über Zeitzonen hinweg Sport zu treiben.“
Der Wunsch des Rheinländers ist, alle Trainer fest anzustellen und weitere bestenfalls aus den eigenen Reihen zu rekrutieren und weiterzubilden. Anusch selbst spricht 7 Sprachen und seine Weltoffenheit begründet auch seine Vision: Gymternet soll auch über Zeitzonen hinweg funktionieren. „Die Tatsache, dass das ganze Online stattfindet ermöglicht, über Zeitzonen hinweg mit der ganzen Welt zusammen Sport machen. Ich möchte einfach die Menschen weltweit durch Sport miteinander verbinden – das ist meine Vision. Irgendwann wird es normal sein, mit jemandem aus Neu-Delhi Sport zu treiben.“
Um den ersten Schritt in diese Richtung zu gehen sind Sprachkenntnisse jeglicher Art einer der besonderen Merkmale, auf die Gymternet bei der Rekrutierung weiterer Instruktoren achtet. Neben den Kursen wird bereits jetzt angezeigt, welche Sprachen der Instruktor spricht, um auch Teilnehmern mit anderen Muttersprachen die Sicherheit zu geben, dem Kurs gut folgen und mit dem Instruktor in Verbindung sein zu können.
Aktuell existiert die Seite in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Japanisch. Weitere Sprachen sind in Arbeit, damit Gymternet noch mehr Menschen auf dieser Welt mit seinen Livestreaming-Kursen erreichen und Menschen aus jeder Ecke der Erde durch Sport verbinden kann.