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Fallstudien

Eine Welt, in der Fachkräftemangel kein Thema (mehr) ist

Das Team der Rückgrat Gruppe im Süden Deutschlands erzählt, wie ihre Rekrutierungsstrategie dazu geführt hat, dass Mangel an Instruktor*innen kein Thema mehr ist. Sie geben uns Einblicke, warum am Gruppenfitnessbereich nicht gespart werden sollte und weshalb Wertschätzung eines der wichtigsten Softskills sowohl für Studiobetreibende als auch für jedes Teammitglied.

Lisa-Marie Jäger (1)

Keine Lust zu lesen? Hier geht's zum Video Interview

Warum ist der Kursbereich so wichtig für euren Erfolg und warum sollten andere Studios die Rolle ihres Kursbereichs nochmal überdenken?

Samuel Bäuerle, Betriebsleiter und Ausbildungsleitung der Rückgrat Gruppe: „Oft scheitern Mitglieder im Studio auf der Fläche, weil es einfach irgendwann langweilig wird und sie sich nicht mehr für ihr Training motivieren können. Das passiert auf gar keinen Fall in den Kursen. In den Kursen wird es nie langweilig, das Mitglied findet Anschluss und bleibt motiviert.“

Aus diesem Grund arbeitet das Team der Rückgrat Gruppe viel an dem Bewusstsein ihrer Teams für die Wichtigkeit des Kursbereichs und achtet darauf, dass ihre Mitarbeitenden die Kurse einerseits kennen und andererseits auch als festen Bestandteil in die Trainingspläne der Mitglieder integrieren. „Ich bin überzeugt dass die Mitglieder Spaß haben werden und ihre Fitnessziele erreichen, wenn sie mit der klaren Empfehlung ihres Trainers in die Kurse gehen.“, so Samuel Bäuerle.

Tilmann Bührer, Teil der Geschäftsleitung, ergänzt: „Das Team ist eine der wichtigsten Variablen, damit der Kursbereich in einem Studio erfolgreich sein kann. Jedes einzelne Teammitglied muss verstehen, warum Kurse so wichtig für unseren Erfolg sind, warum wir überhaupt Kurse anbieten, was die Mitglieder davon haben und warum wir Geld dafür ausgeben. Nur so schaffen wir es, dass die Kurse ein fester Bestandteil der Trainingsroutinen unserer Mitglieder werden.“

Laura Boll, Teil des vierköpfigen Teams an Gruppenfitnessmanagerinnen (GFMs) der Rückgrat Gruppe: „Das Ziel muss sein, dass unser Team einem Mitglied nicht nur einen Trainingsplan für die Fläche erstellt, sondern auch klare Kursempfehlungen gibt, die fester Bestandteil ihres Trainingsplans sind, um ihre individuellen Ziele zu erreichen. Dann probiert das Mitglied den jeweiligen Kurs aus und wer einmal mit dem Kursbereich in Kontakt gekommen ist, will da auch so schnell nicht wieder weg.“

Tilmann Bührer: „Die Mitglieder, die in Kurse gehen und ihren Spaß hatten, die kündigen nicht, denn sie sind zufrieden, kommen immer wieder und kosten ein Studio dementsprechend auch nicht viel. Und allein das ist unbezahlbar. Leider kann man die Investition in den Kursraum nicht eins zu eins in Geld und Erfolg umrechnen, weswegen viele Studiobetreibende die Investition in diesen Bereich scheuen. Aber langfristig gesehen ist sowohl die Mitgliederbindung extrem viel höher, als auch das Gesamt-Wachstum. Deswegen würde ich allen Studios empfehlen, Geld für den Kursbereich in die Hand zu nehmen, denn das ist keine verlorene Investition.“

Warum birgt der Kursraum so viel Potenzial für Erfolg?

Laura Boll: „Man kann das einfach mal wirtschaftlich sehen: Wie viele Mitglieder man auf einmal im Kursraum in kürzester Zeit betreuen kann, ist unschlagbar. Das schafft man weder im Zirkel, noch im Personal Training, auf der Fläche oder im Functional Bereich. Und das Ziel ist doch immer, Mitglieder zu gewinnen, sie langfristig zu binden und glücklich zu machen. Und das gelingt eben nur, wenn man die Zeit und Ressourcen, die man hat, optimal einsetzt.“

Warum sind Gruppenfitnessmanager*innen ein Must Have für jedes Studio?

Laura Boll: „Den Kursbereich kann man nicht ‚nebenbei‘ managen, sondern er braucht 100 % Fokus, damit er wachsen und erfolgreich sein kann. Das unterschätzen viele Studios.“

Tilmann Bührer: „Die Kurstrainer*innen brauchen einen festen Ansprechpartner, wenn sie etwas brauchen oder ein Problem haben. Das ist essenziell, damit sie den Mitgliedern das bestmögliche Erlebnis in ihrer Class bieten können. Dazu gehört es, ihren Job so einfach wie möglich zu machen, damit sie sich auf ihren Kurs konzentrieren können. Das bedeutet, dass wir ihnen Dinge wie Buchhaltung, Abrechnung, Kursplanerstellung, Kursverteilung mit unserem Team an GFMs entweder ganz abnehmen oder so simpel wie möglich machen.“

Gruppenfitnessmanagerinnen Rosalie Spiegelhalder und Laura Boll unterrichten auch selbst regelmäßig als Instruktorinnen im Kursraum.

Ihr habt kein Problem damit, Instruktor*innen zu finden. Was ist euer Geheimnis?

Die Rückgrat Gruppe fokussiert sich bei der Rekrutierung auf 3 Hauptsäulen:

  • Eigene Mitarbeitende: Rekrutierung von innen heraus. Jede festangestellte Person muss selbst einen Kurs unterrichten.
  • Mitglieder: Rekrutierung und direkte Ansprache in den Kursen selbst, sowie das Angebot von Inhouse Ausbildungen im Studio.
  • Weiterempfehlungen: Mitglieder und Mitarbeitende empfehlen die Studios an Freunde und Familie weiter.

Tilmann Bührer: „Der erste wichtige Punkt ist, dass wir dem Gruppenfitnessmanagementbereich eine eigene Abteilung widmen und wir ein vierköpfiges Team haben, das sich um die Organisation kümmert. Das Geheimnis liegt aber vermutlich in Punkt zwei, in unserem Rekrutierungsprozess, der uns erlaubt, regelmäßig neue Talente zu finden, sie für unser Studio zu begeistern und sie langfristig an uns zu binden. Mit unserer ‚Talentsichtung‘ haben wir einen automatisierten Prozess etabliert, der uns in die glückliche Lage bringt, dass wir keinen Mangel mehr an Instruktor*innen haben.“

„Der dritte Punkt ist, dass der Kursbereich einfach einen hohen Stellenwert in unseren Studios hat. Jede Person in unseren Studio-Teams macht jeden Kurs mindestens einmal mit, damit sie weiß, wovon sie spricht und wie sie den Kurs beim Mitglied am besten platzieren oder in den Trainingsplan integrieren kann. Zusätzlich unterrichtet jedes Teammitglied auch selbst und weiß, was Kurse dem Mitglied bringen. Dementsprechend sind Kurse auch feste Bestandteile der Trainingspläne unserer Mitglieder, sorgen für die nötige Abwechslung und bringen letztendlich auch die gewünschten Resultate.“

„Unsere Talentschmiede, in der wir regelmäßig Themen zur Weiterbildung für unser internes Team anbieten, hilft uns sehr dabei, den Kursbereich immer wieder ins Rampenlicht zu rücken und die Wichtigkeit für unsere Teams in allen Studios zu verdeutlichen.“

Samuel Bäuerle, Betriebs- und Ausbildungsleitung: „Besonders die Rekrutierung von neuen Talenten in unserem Kursbereich selbst funktioniert richtig gut. Die Personen, die in den Kursen in der ersten Reihe stehen, brennen dafür und geben am Ende meist auch richtig gute Kurse, weil sie eben voll dahinter stehen.“

Wie genau sehen euer Rekrutierungsprozess und die Talentsichtung aus und welche Vorteile seht ihr darin?

Der Prozess, den Valerie Heyl entwickelt und ins Leben gerufen hat, sieht so aus:

  • Bewerbung + Telefoninterview: Eine Person bewirbt sich bei uns online und bekommt dann eine Einladung zu einem Telefoninterview.
  • Anmeldung zur Talentsichtung: Wenn dort alles passt, kann die Person sich zu einem passenden Termin zur sogenannten Talentsichtung anmelden. Das sind regelmäßige Termine, die monatlich stattfinden, sodass die Person nicht lange warten muss, bis der Prozess weitergeht.
  • Teilnahme an Talentsichtung: Bei der Talentsichtung sind bis zu sechs Personen dabei, die 15 Minuten ihres Programms (oder einen Mix aus mehreren Programmen) präsentieren und zeigen, was sie können. Die Bewerbenden haben so die Möglichkeit, ihr Talent über ein schriftliches Dokument hinaus zu demonstrieren. Gleichzeitig kann das Team der Rückgrat Gruppe schauen, ob die Person ins Team passt und das mitbringt, was die Studios und ihre Mitglieder brauchen. Vorteil: Die Person kommt direkt in den Kontakt mit Gleichgesinnten und dem Team und umgeht so die Situation eines angespannten Bewerbungsgesprächs, was nach Aussagen des Teams für beide Seiten angenehm ist.
  • Ergebnis: Nach der Talentsichtung wird entschieden, ob die Person ins Team passt und dementsprechend benachrichtigt.

Valerie Heyl, ehemalige Gruppenfitnessmanagerin des Studios, hat den Rekrutierungsprozess entwickelt und etabliert: „Im Endeffekt wollen wir ja Ferraris anziehen, also Personen, mit den besten Kompetenzen und dem besten Cultural Fit. Und damit wir eine positive Reise zu uns ermöglichen, haben wir uns angeschaut, wo wir etwas optimieren und Schritte automatisieren können, um unsere Ressourcen optimal einzusetzen. Durch die Automatisierung der meisten Schritte im Rekrutierungsprozess, nimmt uns das viel Arbeit ab und bringt nur Vorteile. Unter den Instruktor*innen ist viel Bewegung, und mit diesem Prozess, der uns erlaubt permanent neue Talente zu Rekrutieren, sind wir immer perfekt vorbereitet, wenn mal jemand krank ist, umzieht oder aus anderen Gründen nicht unterrichten kann.

Laura Boll: „Für uns ist es eine große Priorität, die Trainer*innen persönlich kennenzulernen, um zu sehen, was sie können und wie sie zu unserem Team und Mitgliedern passen. Der Prozess und besonders die Talentsichtung hilft uns dabei sehr und ist außerdem eine unserer wichtigsten Maßnahmen für Qualitätssicherung. Denn nur die Instruktor*innen, die wirklich gut performen können, in denen wir Potenzial zur Weiterentwicklung sehen und die zu uns passen, stehen am Ende in unseren Kursräumen auf der Bühne.“

Sandra Puder ist seit über 10 Jahren Kurstrainerin und fand den Rekrutierungsprozess phänomenal: „Ich fand es genial, dass neben dem, was ich theoretisch mitbringe, auch geschaut wird, was ich in der Praxis mache. Wie trete ich auf? Wie spreche ich mit den Teilnehmenden, wie motiviere ich die Mitglieder? Hier im Rückgrat wird geschaut, wer bist du, was machst du, was kannst du – nicht nur auf dem Papier.“

Warum ist Wertschätzung für Instruktor*innen eurer Meinung nach so wichtig?

Anne Kodoziotzky: „Eigentlich ist das ganz einfach: Kurstrainer*innen geben am liebsten dort Kurse, wo ihre Arbeit wertgeschätzt wird.“

Laura Boll: „Uns ist es wichtig, dass sich bei uns kein Teammitglied als eines von vielen fühlt, sondern als eine Person mit eigenem, individuellem Wert. Und zu viert kriegen wir das trotz der hohen Anzahl an Instruktor*innen in der Rückgrat Gruppe richtig gut hin.“

Tilmann Bührer ergänzt: „Den meisten Leuten geht es um Anerkennung und Wertschätzung, nicht unbedingt um mehr Geld. Und deswegen sind unsere Gruppenfitnessmanager*innen auch so wichtig für unseren Erfolg und die langfristige Bindung unserer Instruktor*innen, weil sie Gesicht zeigen. Ein kurzes Gespräch macht manchmal einen großen Unterschied. Wir wollen einfach zeigen, dass wir es toll finden, dass sie da sind und uns so sehr dabei helfen, den Mitgliedern ein tolles Trainingserlebnis zu bieten. Und das zeigen wir dann auch gerne über die Studiogrenzen hinaus, wie zum Beispiel über unser Marketing.

Welche Rolle spielen Kurse im Marketing der Rückgrat Gruppe?

Lea Höfflin, Head of Marketing der Rückgrat Gruppe, zieht mit dem Gruppenfitnessmanagement an einem Strang: „Für uns ist es wichtig, das, was bei uns in den Studios passiert, authentisch nach außen zu kommunizieren und deswegen muss auch jedes Teammitglied im Marketing Team die Kurse kennen und bestenfalls selbst unterrichten. Wir definieren durch unser Marketing unsere Zielgruppe und der Kursbereich spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Hier können wir Emotionen und Energie einfangen, über unsere Kanäle transportieren, Menschen begeistern und sie letztendlich für uns gewinnen. Les Mills Marketing Studio ist dabei eine tolle Inspiration für uns und wir versuchen, die Motive mit eigenen Instruktor*innen nachzustellen. Denn das ist es, was uns besonders authentisch und persönlich macht.“

Marketing Team der Rückgrat Gruppe

Mehr zum Marketing und Rekrutierungsprozess findet ihr in diesem Video:

ZUM VIDEO

Qualität UND Quantität- wie geht das?

Das Geheimnis, neben dem ausgeklügelten Rekrutierungsprozess und der großen Wertschätzung für Instruktor*innen in der Rückgrat Gruppe, lautet Supervision. Obwohl die Rückgrat Gruppe insgesamt ca. 350 Instruktor*innen in ihren bald mehr als 21 Studios im Süden Deutschlands beschäftigt, kommt Qualität und besonders die Überprüfung dieser nicht zu kurz. Neben vier Gruppenfitnessmanagerinnen hat die Rückgrat Gruppe mit Marina Wehrle eine Supervisorin etabliert, die ein Auge darauf hat und dafür sorgt, dass Instruktor*innen sich immer wieder weiterentwickeln.

Marina Wehrle: „Als Supervisorin möchte ich niemanden kontrollieren, sondern schauen, wo Bedarf für Optimierung und Weiterentwicklung ist. Das ist besonders wichtig, damit niemand das Gefühl bekommt, getestet zu werden. Meine Arbeit in Ergänzung zu unserem Rekrutierungsprozess dient der Qualitätssicherung in unseren Kursen, trotz der Größe des Teams. Auf der anderen Seite dient es aber natürlich auch dafür, festzustellen, wer langfristig vielleicht nicht zur Rückgrat Gruppe passt, wenn konstruktive Kritik nicht angenommen oder umgesetzt wird. Denn das Ziel ist immer, dass die Mitglieder das beste Erlebnis haben.“

Was sind eure Top-Tipps für andere Studios?

Anne Kodoziotzky: „Wenn es einen Kursraum gibt, mach ihn hammergeil und investiere in die Dinge, die schon da sind.“

Tilmann Bührer: „Geld in den Kursraum investieren, den Kursbereich ernst nehmen, ihn als vollwertiges Trainingsmittel mit aufzunehmen und dementsprechend auch alle nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Wenn das bedeutet, jemanden extra dafür anzustellen, ist das so. Und letztendlich müssen Studios damit aufhören, das irgendwie ‚nebenher‘ zu machen. Das ist ein mutiger Schritt, aber er wird sich auszahlen.“

Valerie Heyl: „Marketingtechnisch überlegen, wie ich mich positionieren möchte und was mein Nutzenversprechen ist. Dann schauen, wo man Aufgaben bündeln, automatisieren und optimieren kann, um Ressourcen optimal einzusetzen. Und zuletzt die eigene Qualität prüfen, um langfristig das Nutzenversprechen für die Mitglieder zu erfüllen.“

Samuel Bäuerle: „Wenn Studios auf ihre Mitglieder zugehen und mit dem arbeiten, was sie schon haben, haben sie den wichtigsten Schritt getan, um die Kurstrainer*innen von morgen zu gewinnen und um ihren langfristigen Erfolg zu sichern.“

Was sind die Herausforderungen und welche Ziele hat die Rückgrat Gruppe für die Zukunft?

Auch, wenn der Kursbereich richtig gut funktioniert und die Studios kein Problem haben, immer wieder neue Talente zu finden, hört die Arbeit daran, den Wert des Kursbereichs in allen Studios zu fördern und weiterzuentwickeln nicht auf.

Tilmann Bührer: „Wir werden immer größer, also ist es wichtig, auch die neuen Teammitglieder mit auf unseren Weg zu nehmen. Unser internes Ausbildungscenter, die Talentschmiede, ist da schon eine gute Stütze, die wir noch weiter ausbauen möchten. Und am Ende haben wir immer vor Augen, dass wir die Community, die Persönlichkeit und die Wertschätzung für all unsere tollen Kurstrainer*innen aufrechterhalten wollen, trotz unseres schnellen Wachstums. Aber mit unserer Aufstellung, dem klaren Fokus und dem besten Team an GFMs sind wir bestens für die Zukunft gewappnet.“

Tilmann Bührer (Rückgrat Gruppe), Florian Kolb (Les Mills), Laura Boll (Rückgrat Gruppe), Rosalie Spiegelhalder (Rückgrat Gruppe), Hannah Janice Clauß (Les Mills)

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