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Fitness Trends

Legenden der Fitnessbranche

Im dritten und letzten Teil unserer Reihe zur Geschichte von Fitness werfen wir einen Blick auf die Pioniere und Erfinder, die die Branche, wie wir sie heute kennen, geformt haben.

Stephen Tharrett

Die Schatten unserer Vergangenheit – Legenden, die wir nicht vergessen sollten

Teil 3 – Fitness-Legenden

Einleitung

Babe Ruth, eine der größten Baseball-Legenden, wurde einmal gefragt, was der Unterschied zwischen einem Helden und einer Legende sei. Seine Antwort: „An Helden erinnern wir uns, doch Legenden sterben nie.“

Dieses Zitat selbst wurde zur Legende und wird gerne von Menschen verwendet, die künftige Generationen inspirieren wollen. Was meinte Babe mit „Legenden sterben nie“? Ich denke er bezog sich damit auf den bleibenden Eindruck von Legenden als Symbole ihrer Kultur, auf ihren unablässigen und anhaltenden Einfluss auf den Geist derer, die in ihre Fußstapfen treten, und nicht zuletzt auf ihre Fähigkeit, in Anbetracht ständiger Veränderung Kulturen zu begründen. Für das Fundament einer Kultur, einer Nation, einer Familie oder, wie in unserem Fall, einer Branche, ist es wichtig, dass wir Legenden niemals sterben lassen, denn wenn sie sterben, dann stirbt auch unser Fundament. Schauspielikone Helen Hayes formulierte es wohl am treffendsten, als sie von der unendlichen Macht sprach, die Legenden haben: „Legenden sind zäh. Sie überleben eher als die Wahrheit.“

In diesem Artikel, Teil 3 einer Reihe über die Schatten unserer Vergangenheit (Auszüge aus „Legends of Fitness“ von Peterson, O’Rourke und Tharrett), gehen wir auf einige der einflussreichsten Personen der Fitnessbranche ein.

Fitness-Legenden – Vormoderne

In diesem Abschnitt stellen wir neun Personen vor, die in der Vormoderne Einfluss auf unsere Branche hatten (Beginn der Moderne: 1946) und den Grundstein dafür legten, was Fitnessbranche und Fitnesstraining heute sind.

Hippokrates (460 v. Chr. – 375 v. Chr.)

Hippokrates gilt als Urvater der Medizin, besonders in Bezug auf die medizinische Ethik, die im Eid des Hippokrates festgesetzt wurde. Während Historiker über das tatsächliche Ausmaß seiner Errungenschaften noch immer debattieren, beeinflusst seine Legende, die aus Geschichten und Mythen entstand, noch heute die Medizinethik. Einer von Hippokrates‘ Einflussbereichen wird oft vergessen, war für unsere Branche jedoch von großer Bedeutung: sein Einsatz von Training und Ernährung als Arzneimittel. Unter den zahlreichen Zitaten von Hippokrates sticht in diesem Zusammenhang das folgende besonders heraus: „Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“ Diese Weisheit ist heute genauso wahr wie vor über 2.000 Jahren und erinnert uns in eindrucksvoller Weise daran, welch wichtige Rolle Bewegung und Ernährung für unsere Gesundheit spielen. Neben seinen Lehren und Praktiken zu Bewegung, Ernährung und Gesundheit gilt Hippokrates auch als Erfinder des Medizinballs. Schon allein diese beiden Beiträge sind Meilensteine unserer Branche.

Friedrich Ludwig Jahn (1778 – 1852)

Viele Sporthistoriker bezeichnen den Deutschen Friedrich Ludwig Jahn als Urvater der Gymnastik und des Turnens. Er entwickelte einen „Club für Körperkultur und Gymnastik“, bei dem auch soziale und militärische Interessen eine wichtige Rolle spielten. Jahn entwickelte Geräte wie das Pauschenpferd, Parallelbarren, Horizontalbarren, Sprungkästen sowie die Sprossenwand, die allesamt zum festen Bestandteil von Turnclubs dieser Zeit wurden. Viele seiner Erfindungen kommen noch heute im Functional Training vor. 1811 veröffentlichte Jahn seinen ersten öffentlichen Turnplatz. Dieser gilt als der erste „Fitnessclub“ der Welt. Jahns Turnplatz war zunächst unter freiem Himmel und Jungen und Männer konnten dort an Trainingsgruppen teilnehmen, die sie körperlich fit machen sollten, um ihr Land zu verteidigen. Auf dem Turnplatz kamen nicht nur Parallelbarren, das Pauschenpferd und Horizontalbarren zum Einsatz, sondern es wurde auch mit Kurzhanteln und Turnkeulen trainiert. Bis 1860 wurden über 150 Turnvereine auf der ganzen Welt gegründet.

Pehr Henrik Ling (1776 – 1839)

Ling gilt als Begründer der schwedischen Gymnastik (ursprünglich bezeichnet als schwedische Heilgymnastik), einem Trainingsansatz, der auf vier Prinzipien basiert: Medizin, Militär, Pädagogik und Ästhetik. Neben der deutschen Gymnastik war die schwedische Gymnastik einer der Trainingsansätze, die von diversen Trainern und Turnclubs im 19. Jahrhundert aufgegriffen wurden. Lings Trainingsansatz gilt auch als Grundlage der heutigen Chiropraktik und Osteopathie. Bestandteile seines Ansatzes waren auch das Training von Körper und Geist, Kampftraining, Training mit dem eigenen Körpergewicht sowie der Einsatz verschiedener Geräte wie Kurzhanteln, Medizinbälle und Kettlebells.

Catherine Beecher (1800 – 1878)

Catherine Beecher wurde für ein Konzept berühmt, das auf Training und Ernährung speziell für Frauen basierte. Beecher war Mitbegründerin des Hartford Female Seminary, ihrer ersten Frauenschule, die 1823 in Hartford, Connecticut, USA, gegründet wurde. Während ihrer Beschäftigung am Hartford Seminary entwickelte sie Gymnastik speziell für Frauen. 1831 verfasste sie ein Essay namens „A Course in Calisthenics for Young Ladies” (zu Deutsch „Ein Kurs in Leibesübungen für junge Damen“), in dem sie ihren Ansatz speziell für Frauen darlegte. Später, im Jahr 1833, gründeten sie und ihr Vater das Western Female Institute, wo sie ihr innovatives Trainingskonzept für Frauen weiterentwickelte, bei dem Widerstandstraining mit leichtem Gewicht und vielen Wiederholungen zu Musik absolviert wurde. In den kommenden Jahrzehnten erfreuten sich ihre Leibesübungen für Frauen zunehmender Beliebtheit und wurden letztendlich als ‚angemessen‘ für die Frau von damals anerkannt. 1856 schrieb Catherine Beecher das Buch Physiology and Calisthenics for Schools and Families (zu Deutsch Physiologie und Leibesübungen für Schulen und Familien), in dem sie ihren Ansatz für Frauengymnastik darlegte. Beechers Leibesübungen waren wegweisend und sorgten dafür, dass sie in vielen Kreisen als die Gründerin der amerikanischen Gymnastik für Frauen betitelt wird. 1873 schrieb sie ein weiteres Buch mit dem Titel Housekeeper and Health Keeper, in dem sie weitere Leitlinien für Training und Ernährung für Frauen darlegte.

Leo Durlacher (1844 – 1924)

Durlacher, auch bekannt als Professor Atilla, gilt als einer der ersten Personal bzw. Krafttrainer. Professor Atilla trainierte viele der großen Kraftsportler des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. 1880 eröffnete Atilla sein erstes Studio in Brüssel; Ende der 1880er-Jahre ein weiteres in London sowie 1894 „Atilla‘s Athletic Studio“ und die Schule für Körperkultur in New York. Atilla war Erfinder der Kugellanghantel, des „Roman Chair“ sowie der „Roman Column“. Er war auch als Personal Trainer prominenter Sportler und hoher Würdenträger der Zeit tätig, darunter Louis Cyr (ein kanadischer Kraftprotz und einst stärkster Mann der Welt), Gentleman Jim Corbett (einstiger Box-Champion im Schwergewicht), Cornelius und Alfred Vanderbilt, J.P. Morgan Jr., Baron Rothschild, John Philip Sousa, Alexander III., Zar von Russland, König Edward VII. von England sowie Georg I. von Griechenland und Königinmutter Alexandra von England. Professor Atilla gilt bei vielen als einer der ersten Befürworter von progressivem Widerstandstraining für Frauen und Senioren.

Attila's Studio der Körperkultur.

Dr. Dudley Allen Sargent (1849 – 1924)

Dudley Sargent könnte als „Urvater“ evidenzbasierter Bewegungslehre bezeichnet werden sowie als Verfechter von Geräten für variables Widerstandstraining. Bereits mit 19 Jahren war Sargent Medizinstudent an der Universität Yale, wo sein Interesse besonders den wissenschaftlichen Grundlagen der Bewegungslehre galt. 1879 wurde er an der Harvard University zum Assistenzprofessor ernannt sowie zum Leiter des Hemenway Gymnasium in Harvard. Ungefähr zur selben Zeit eröffnete er ein Privatstudio in Cambridge, Massachusetts, das Sanatory Gymnasium hieß und für Frauen des Frauencollege Harvard Annex (später Radcliffe) gedacht war.

Während seiner Anstellung bei Harvard arbeitete er weiter an der Verwirklichung seiner beiden Visionen. Die erste war es, zu lernen, zu forschen und die perfekten körperlichen Proportionen des menschlichen Körpers zu ermitteln, was ihn dazu brachte anthropometrische Messungen anzuwenden, um personalisierte, individuelle Trainingsprogramme für die Personen zu erarbeiten, mit denen er arbeitete. Sargents zweite Vision war es, Geräte zu entwickeln, mit denen man eine ausgeglichene Statur des menschlichen Körpers erreichen würde. Letztendlich führten ihn diese beiden Visionen dazu, ein umfassendes System zu entwickeln, das auf der Nutzung körperlicher Messungen und entsprechenden Geräten basierte. Sargent entwarf eigene Trainingsgeräte und arbeitete dafür zum Teil mit dem berühmten schwedischen Heilgymnastiker und Arzt Gustav Zander zusammen. An der Universität Harvard entwickelte er ca. 36 verschiedene Zugmaschinen mit verstellbarem Widerstand, darunter eine Bauchzugmaschine, eine Brustzugmaschine und viele weitere. Er gilt als Entwickler von Zugmaschinen (an die Gewichtsscheiben angebracht werden können), die zu einem festen Bestandteil in Fitnessstudios auf der ganzen Welt geworden sind. Eine weitere interessante Erfindung von Sargent war eine Parallelstange mit Gegengewicht, die es schwächeren Menschen ermöglichte, den Barrenstütz (Dips) auszuführen (dieses Gerät war eine frühe Version des „Stairmaster Gravitron“). Viele der Übungen, die er für seine Zugmaschinen entwickelte, wie der Wood Chop, Sawing oder Swimming, sind heute wichtiger Bestandteil des Functional Training.

Eugene Sandow (1867 – 1925)

In den 1880er-Jahren ging Eugene Sandow, ein Schüler von Professor Atilla, als einer der berühmtesten und wohlhabendsten Kraftprotze in die Geschichte des Kraftsports ein. Sandow war Kraftmensch, Entertainer, Gesundheitserzieher, Trainer und Promi. Er stellte in Kraftwettbewerben diverse Rekorde auf und gilt als einer der ersten Bodybuilder. Er entwickelte diverse Trainingsgeräte, darunter die „Sandow Physical Training Leg Machine” und seine Kurzhanteln mit speziellem Griff. Er schrieb zudem diverse Bücher, darunter Sandow’s System of Physical Training (1894), Strength and How to Obtain It (1897), The Gospel of Strength According to Sandow (1902) oder Bodybuilding by Sandow (1904). 1897 eröffnete er einen Fitnessclub, das Institute of Physical Culture, der darauf ausgelegt war, mit fortschrittlichen Trainingstechniken aufstrebende Kraftsportler zu trainieren. Er legte den Grundstein für das moderne Bodybuilding, doch auch für viele der heutigen Trainingstechniken.

Bernarr Macfadden (1868 – 1955)

Macfadden (mit bürgerlichem Namen Bernard McFadden) wird oft als der Urvater des Kraftsports bezeichnet und ist wohl eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Bereich Fitness des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. 1894 entwickelte er ein eigenes Gerät, den Macfadden Exerciser. 1899 eröffnete er den ersten einer Reihe von Fitnessclubs. 1899 veröffentlichte er die erste Ausgabe von Physical Culture – einem Magazin für Körperkultur und Gesundheit – das bis 1903 eine Auflage von über 100.000 erreichte. Das Magazin existierte 50 Jahre lang und war das Gesundheits- und Fitnessmagazin mit der größten Auflage in der Geschichte der USA. 1911 veröffentlichte er die erste Edition der Enzyklopädie Macfadden’s Encyclopedia of Physical Culture, der sechs weitere folgten. (Sie war das ultimative Nachschlagewerk zum Thema Training).

Macfadden eröffnete zudem das Macfadden Healthatorium, eine Schule, in der aufstrebende Kraftsportler in alternativen Gesundheitspraktiken unterrichtet wurden. Außerdem eröffnete er das Bernarr McFadden Institute, eine Schule, in der Profis in seiner eigens entwickelten Lehre („Physcultopathy“) zu Training, Ernährung, Fasten etc. ausgebildet wurden. Macfadden schaffte es zum Multimillionär und war der erste, der sein Vermögen in der Fitnessbranche machte. Ein Zitat, das in der Ausgabe seines Physical Culture Magazine von 1906 erschien, spricht von der Vision, die Macfadden für die Zukunft der Fitnessbranche hatte: „Wenn die Wichtigkeit körperlicher Ertüchtigung anerkannt wird, wenn Männer und Frauen ihre wahre Bedeutung erkennen, dann wird sie ein wichtiger Bestandteil jeder Phase des menschlichen Lebens sein. Es gibt kaum einen Bereich, in dem körperliche Ertüchtigung nicht wichtig ist.“

Charles Atlas (1892 – 1972)

Atlas, geboren als Angelo Siciliano in New York, war Protégé von Bernarr Macfadden. Im Jahr 1921 und erneut im Jahr 1922 wurde Atlas zum „am perfektesten entwickelten Mann der Welt“ ernannt. Nach seinem zweiten Titel nahm Macfadden Atlas unter seine Fittiche und stellte ihn Dr. Frederick Tilney, einem Homöopathen und Kraftsportler, vor. Zusammen entwickelten sie einen Kurs zu Thema Muskelkontrolle und isometrische Übungen, der insgesamt 13 Lektionen beinhaltete. 1929 gründeten drei Männer das Unternehmen Charles Atlas Ltd., eine Art Versandhandel für Trainingsprogramme, die man zu Hause absolvieren konnte (quasi der Vorläufer von LES MILLS On Demand, Daily Burn oder Freeletics).

Atlas‘ Ansehen wuchs, als er sich mit Charles Roman zusammenschloss, der das Marketing-Genie hinter Charles Atlas, Ltd. war. Er war zudem Schöpfer der Phrase „dynamic tension” (zu Deutsch: dynamische Anspannung) und schuf alle Werbeinhalte für Charles Atlas. Zur selben Zeit begann Roman, Werbeanzeigen in Comicheften zu schalten, die zu jener Zeit (die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre) besonders bei jungen Männern sehr beliebt waren. Diese Art der Werbung war eine ältere Version heutiger In-Game- und Mobile-Werbung. Es war die einzigartige Kombination aus Atlas Persönlichkeit und Verkaufskünsten, Romans unglaublichem Werbegeschick sowie der Zeit der Wirtschaftskrise, die Atlas an die Spitze des Fitness-Versandhandels brachten. Hierbei sei erwähnt, dass sein Trainingsprogramm, 80 Jahre nach seiner Einführung, noch immer verkauft wird. Was Charles Atlas von anderen am meisten unterschied und ihm dabei half, etwas Bedeutendes zu hinterlassen, war seine einzigartige Fähigkeit, sein Programm für jeden zu personalisieren und dennoch mit einem hohen Absatz zu verkaufen. Das Forbes Magazine nannte Atlas einen „Super-Verkäufer”, doch seine Millionen Studenten betrachteten ihn als Lehrer, Mentor und persönlichen Begleiter auf dem Weg zu körperlicher Perfektion.

Fitness-Legenden – Moderne

In diesem Abschnitt betrachten wir acht Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erfolg der Fitnessbranche beigetragen haben und damit die Phase der modernen Fitnessbranche einleiteten.

Joseph Pilates (1893 – 1967)

Joseph Pilates entwickelte Bodenübungen sowie Training an Geräten, die heute seinen Namen tragen und in Pilates- und Fitnessstudios auf der ganzen Welt angeboten werden. Er entwickelte nicht nur die Pilates-Methode, sondern auch Geräte, die noch heute verwendet werden. Seine innovativen Geräte bestanden aus den wenigen Gegenständen, die ihm zur damaligen Zeit (nach dem Zweiten Weltkrieg) zur Verfügung standen, wie etwa Bettfedern oder Schlüsselringe. Seine anfänglichen Apparate für Widerstandstraining waren die Vorläufer heutiger Pilates-Maschinen, wie dem Reformer oder dem Magic Circle. Pilates‘ Trainingsmethode für Körper und Geist, die er Kontrollogie bzw. Muskelkontrolle nannte, wurde von seiner Affinität für den Zen Buddhismus und fernöstlichen Methoden beeinflusst.

Eines der ersten Pilates Studios.

Bob Hoffman (1898 – 1985)

Hoffman, der als „Urvater des amerikanischen Gewichthebens“ gilt, spielte 40 Jahre lang eine wichtige Rolle im Bereich der Körperkultur und besonders im Gewichtheben. Hoffman stieg 1929 ins Fitnessgeräte-Geschäft ein, als er begann, Langhanteln herzustellen. Ungefähr zur selben Zeit eröffnete er ein Studio namens „York Oil Burner Athletic Club“, der schon bald zum Zuhause vieler erfolgreicher Gewichtheber der USA werden sollte. 1932 gründete er mit einem seinem Mentor, George Jowett, die Strength and Health Publishing Company. Das Unternehmen veröffentlichte 1932 die erste Ausgabe des Strength and Health Magazine (das Magazin war eine Anlehnung an das frühere britische Magazin Health and Strength). Darin ging es zunächst um Körperkultur, doch schnell wurde es zu einem wichtigen Werbeträger, der es Hoffman ermöglichte, seine Produkte an Männer auf der ganzen Welt zu verkaufen.

1935 erwarb Hoffman die Milo Barbell Company, den einstigen führenden Hersteller von Ausrüstung für Gewichtheber in den USA. 1938 gründete Hoffman nicht nur die York Barbell Company, sondern war auch zum „Guru“ der Körperkultur und des Gewichthebens in Amerika geworden, hatte eine dominante Rolle eingenommen und quasi ein Monopol in diesem Bereich geschaffen. Hoffmann gestaltete die Branche, gemeinsam mit den anderen in diesem Artikel erwähnten Persönlichkeiten, völlig neu. Im Laufe von vier Jahrzehnten wurde sein Imperium zur einflussreichsten Kraft im Bereich Körperkultur und seine Geräte fanden Einzug in amerikanischen Haushalten und Fitnessstudios.

Vic Tanny (1912 – 1985)

Vic Tanny könnte als Urvater moderner Fitnessstudios bezeichnet werden. 1947 eröffnete er ein neuartiges Studio in Los Angeles, dessen Zielgruppe die vorstädtische Mittelklasse der Nachkriegszeit war. In seinen Studios, die er „Vic Tanny’s“ taufte, konnten sowohl Männer als auch Frauen (an unterschiedlichen Tagen) trainieren. Vic Tanny‘s Studios waren anders als andere Studios dieser Zeit. Anstelle freier Flächen mit diversen Geräten fürs Gewichtheben gab es Spiegel, Teppiche, Chrom, Saunas, Pools und verschiedene Trainingsbereiche. In seinen Studios wurden zudem erstmals Mitgliedschaftsverträge verkauft. Die Mitglieder konnten sechsmonatige Verträge abschließen, oder nach Belieben einen 7-Jahres-Vertrag.

1960 war Vic Tanny’s bereits eine Kette mit 84 Studios und damit größter Fitnessstudiobetreiber in den USA, mit rund 1 Million Mitgliedern und einem Jahresumsatz von 24 Millionen Dollar (was im Jahr 2019 rund 200 Millionen Dollar entspricht). Vic Tanny’s Studios waren auch Vorreiter von Hard Selling-Strategien, Rabattaktionen und großvolumigen Verkäufen von Mitgliedschaften nach der Devise „Wir tun alles, um Mitglieder zu gewinnen“. In einem Artikel, der 1961 im Time Magazine erschien, wird Vic Tanny mit den Worten zitiert „Volumen ist das einzige, was zählt.“ Während das Geschäftsmodell von Vic Tanny unschöne Narben auf dem Ruf unserer Branche hinterlassen hat, von denen manche wohl noch heute zu sehen sind, war es sein innovativer Ansatz zur Positionierung und seine Erfindung der Mitgliedschaftsverträge, die den Grundstein für heutige Betreiber wie Bally Total Fitness, 24 Hour Fitness, LA Fitness und Lifetime Fitness legten.

Jack LaLanne (1914 – 2011)

LaLanne ist wohl eine der einflussreichsten Fitness-Legenden der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. 1951 wurde er Moderator der landesweiten Sendung The Jack LaLanne Show – Amerikas erste Fitness-Fernsehsendung. LaLannes Show brachte Fitness in Millionen amerikanischer Haushalte (das entspricht der Follower-Zahl, die heute große Influencer auf Facebook oder Instagram haben.) Jeden Morgen trainierten Hausfrauen und Mütter in den USA zusammen mit LaLanne bequem von zu Hause aus. Über die nächsten 34 Jahre, bis 1985, war Jack LaLanne das Gesicht der Fitnessszene. Er gilt als Erfinder der „Smith Machine“ (benannt nach Rudy Smith, einem Studiopionier, der das Gerät auf den Markt brachte) und der „Leg Extension Machine“, die beide wichtige Bestandteile moderner Fitnessstudios sind. LaLanne wurde zu einem der angesehensten Namen im Bereich Gesundheit und Fitness. Lange Zeit gehörten ihm über 200 Studios, angefangen mit Ray Wilsons European Health Spas, die zunächst zu den Jack LaLanne European Health Spas und anschließend zu Bally Total Fitness wurden.

Arthur Jones (1926 – 2007)

Jones war Erfinder der Nautilus-Maschine mit variablem Widerstand. Als sein erster Prototyp, das „Blue Monster“, 1970 vorgestellt wurde, veränderte er die kommerzielle Fitnessbranche nachhaltig. Es war seine Entwicklung des revolutionären Nautilus CAM und dem variablen Widerstand, die die Art veränderte, wie Menschen trainierten – besonders Hobbysportler. Sie führte dazu, dass Widerstandstraining die breite Masse erreichte. Seine Bemühungen führten außerdem dazu, dass die „Modern Equipment Company“ entstand, als seine Nautilus Company der größte Hersteller für Fitnessgeräte wurde – mit einem Umsatz von 75 bis 80 Millionen Dollar in den späten 70er-Jahren (das entspricht im Jahr 2019 300 bis 325 Millionen).

Jones‘ größter Beitrag zur Fitnesswelt war womöglich nicht die Nautilus-Maschine, sondern sein Trainingsansatz, darunter Training bis zum Muskelversagen, langsame, kontrollierte konzentrische und exzentrische Bewegungen und 20-minütige Zirkel (heute gibt es Franchise-Studios, die sich auf langsame 20-Minuten-Zirkel spezialisiert haben). 40 Jahre, nachdem er die Nautilus der Welt präsentiert hatte, ist das Gerät noch immer DAS Fitnessgerät schlechthin.

Jackie Sorenson (1942 – heute)

Jackie Sorenson gilt als Erfinderin von „Aerobic Dancing“, in dem sie choreografierte Tanzbewegungen mit „Aerobic Training“ kombinierte (dies entstand aus ihrer Zusammenarbeit mit Dr. Kenneth Cooper, dem Erfinder von Aerobic). Ihr Einstieg in den Fitnessbereich begann, als sie von der Air Force gefragt wurde, ob sie Interesse hätte, ein Trainingsprogramm in Videoform für die Frauen der Air Force-Angestellten zu entwickeln. Von dort brachte Jackie ihr choreografiertes Gruppentrainingsprogramm in die YMCAs der USA und schnell verbreitete es sich im ganzen Land. Bis 1980 wurde es zum beliebtesten Frauen-Workout weltweit. Ihr einzigartiges Gruppentrainingsprogramm existiert noch heute und wird weltweit unterrichtet.

Augie Nieto (1960 – heute)

Auch Augie Nieto hat, gemeinsam mit Arthur Jones, unsere Branche nachhaltig beeinflusst. Nieto, einer der Mitgründer von Life Fitness, war ursprünglich Hauptvertreter für den Verkauf des Lifecycle, dem ersten digitalen Gerät für Herz-Kreislauf-Training in Form eines Sitzergometers. Nieto ist zwar nicht der Erfinder des Lifecycle, war jedoch der wichtigste Investor und derjenige, es auf den Markt brachte. Man könnte sagen, dass das Lifecycle die Art, wie Menschen in Fitnessstudios trainierten, revolutionierte. Bis in die späten 1970er-Jahre war Lifecycle das meist verkaufte Ausdauergerät der Branche und sollte Life Fitness zum größten Hersteller für Trainingsgeräte machen und die Entwicklung der gesamten Branche (im Bereich Ausdauergeräte) beeinflussen. Während die Markteinführung des Lifecycle und die Gründung von Life Fitness Nietos größte Errungenschaften sind, sind es seine anderen Verdienste, die uns vielleicht noch länger in Erinnerung bleiben. Als Präsident von Life Fitness trug er zur Förderung der International Health, Racquet & Sportsclub Association (IHRSA) bei und half damit, den finanziellen Anreiz zu schaffen, damit die IHRSA schnell zu einem globalen Branchenverband werden konnte. Es ist Nietos Vision und finanzieller Unterstützung zu verdanken, dass das erste europäische „Leader‘s Meeting“ stattfinden konnte, dem ähnliche Veranstaltungen auf der ganzen Welt folgten. Nieto ist und bleibt ein wichtiger Akteur im Bereich Fitness, der Life Fitness und seine weiteren Unternehmen als Plattform nutzte, um die Fitnessbranche weltweit voranzutreiben.

John McCarthy (1937 – heute)

John McCarthy war der erste Geschäftsführer von IRSA, heute IHRSA, und führte dieses Amt 25 Jahre seit der Gründung im Jahr 1981 aus. McCarthy, der mit den ursprünglichen Gründungsmitgliedern der IRSA zusammenarbeitete, half dabei, einen globalen Branchenverband aufzubauen, der heute fast 10.000 Fitnessstudios aus aller Welt vertritt. In den Anfängen des Verbands fokussierte McCarthy sich vor allem darauf, eine Organisation aufzubauen, die für qualitativ hochwertige Fitnessstudios steht. Über die Jahre hatte McCarthy, mehr als jeder andere in diesem Bereich, eine ganz klare Vision für die Zukunft der Fitnessbranche. Im Laufe der Zeit machte er die IHRSA mit einem globalen, allumfassenden Ansatz zur Stimme der gesamten Branche in den USA und weltweit.

Als Pionier schaffte er es, die Glaubwürdigkeit der Branche zu stärken und ebnete den Weg dafür, dass Fitnessstudiobetreiber den Fokus auf Professionalität und Qualität legen. Seine dynamische Persönlichkeit und sein Können im Bereich Networking ermöglichten es ihm, globale Beziehungen aufzubauen, die Studiobetreiber aus aller Welt zusammenbrachten und so einen Verband aufzubauen, der Innovationen hervorbringt und dessen Mitglieder sich gegenseitig inspirieren. McCarthy brachte auch Studiobetreiber und Lieferanten zusammen. Es war Teil von McCarthys Vision, dass die Gesundheits- und Fitnessbranche ein wichtiger Bestandteil im Leben eines jeden Menschen spielt und kein unerreichbarer Luxus bleibt. Im Laufe seiner 25-jährigen Amtszeit bei der IHRSA wurde er zum Wortführer der Fitnessbranche – einer Branche, die heute über 210.000 Einrichtungen weltweit umfasst.

Abschließende Gedanken

Wie in der Einleitung erwähnt, sind Legenden Menschen, deren Einfluss zeitlos ist. Ihre Aura ist heute so stark wie bei ihrem ersten Erscheinen. Ihr Einfluss überlebt, wie Helen Hayes sagte, „... eher als die Wahrheit.“ In diesem Artikel habe ich Ihnen die Menschen vorgestellt, deren Einfluss auf unsere Branche meiner Meinung nach für immer anhalten wird und sie demnach zu Legenden macht. Möglicherweise habe ich ein paar Legenden übersehen – natürlich nicht absichtlich, sondern eher aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen in der Fitnessbranche der vergangenen 40 Jahre. Meine Hoffnung ist, dass Sie als Leser es nicht zulassen, dass diese Legenden und ihr Vermächtnis aus dem Gedächtnis der Fitnessbranche verschwinden. Wenn wir dies zulassen, dann sind wir dazu verdammt, die Vergangenheit zu wiederholen – oder noch schlimmer: wir verlieren das, was unsere Identität ausmacht.

Möchten Sie mehr über die Geschichte der Fitnessbranche erfahren? Besuchen Sie HealthyLearning.com, um das vollständige Buch Legends of Fitness zu lesen (auf Englisch): „The Forces, Influencers, and Innovations That Helped Shape the Fitness Industry“ (zu Deutsch: „Kräfte, Einflüsse und Erfindungen, die die Fitnessbranche geprägt haben“).