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    Forschung

    FAULSEIN AUF DIE SMARTE ART: SO GEHT‘S

    Ist Liegen eigentlich gesünder als Sitzen? Wie kann die falsche Ernährung unsere mentale Gesundheit beeinträchtigen? Warum ist intensives Training besonders für Frauen ein Gewinn? Und warum scheinen Couch-Potatoes ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf zu haben? Die neuesten Forschungsergebnisse beantworten die wichtigsten Fragen.

    Emma Hogan

    KANN UNS DIE FALSCHE ERNÄHRUNG „UM DEN VERSTAND BRINGEN“?

    Nicht direkt. Es gibt jedoch etliche Hinweise darauf, dass unsere Ernährung einen erheblichen Einfluss auf unsere Stimmung, unser Denken, unsere Reaktion auf Stress, unser Suchtverhalten und viele weitere Faktoren haben kann, die unser geistiges Wohlbefinden beeinflussen. Zwei führende Ernährungswissenschaftlerinnen, Julia Rucklidge und Bonnie Kaplan, haben vor kurzem ihr Fachwissen und ihre Forschungsergebnisse in einem neu erschienenen Buch mit dem Titel The Better Brain zusammengetragen, wo sie unter anderem darauf eingehen, wie unsere Ernährung Symptome von Angstzuständen, Depressionen, ADHS, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und mehr beeinflussen kann. Das Buch enthält eine Fülle an Forschungsergebnissen, die unter anderem zeigen, dass die Einnahme von Mikronährstoffpräparaten positive Auswirkungen auf die Symptome von Angstzuständen, Depressionen und Stress haben kann. Unter anderem wird auf die SMILES Study Bezug genommen. Die Studie ergab, dass eine Ernährungsumstellung bei 32 Prozent der von Depressionen betroffenen Probanden in 12 Wochen die Symptome erheblich abschwächte (im Vergleich zu nur acht Prozent derjenigen, die sich einer Standardbehandlung ohne Ernährungsberatung unterzogen). Die Autorinnen betonen die Vorteile einer Ernährung, die viel frisches Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch und Olivenöl enthält. Diese Lebensmittelgruppen wirken sich positiv auf unser Gehirn aus, können Stimmungsschwankungen vorbeugen, Depressionen abwehren und uns widerstandsfähiger im Umgang mit Alltagsstress machen.

    BESSER SCHLAFEN ALS SITZEN?

    Immer wieder hört man, wie ungesund viel Sitzen ist. Es überrascht daher nicht, dass immer mehr Studien belegen, dass weniger Sitzen und mehr körperliche Aktivität gut für unsere Herz-Kreislauf-Gesundheit ist. Doch diese Studie ist anders. Während sie ebenfalls die gesundheitlichen Vorteile von körperlicher Aktivität hervorhebt, empfiehlt sie außerdem, öfter mal zu schlafen, anstatt zu sitzen. Die Begründung: Die Forscher fanden heraus, dass die Probanden, die 30 Minuten sitzende Tätigkeit am Tag durch Schlaf ersetzten, einen niedrigeren Body-Mass-Index und damit ein vermindertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen. Wer also viel Zeit im Sitzen verbringt, sollte laut der Studie öfter mal ein Nickerchen einlegen. Auf dem Sofa einzunicken könnte demnach eine gesündere Alternative zum nächsten Serien-Marathon sein.

    In diesem Zusammenhang ebenfalls interessant: Wie holen wir das Maximum aus unserem Schlaf heraus?

    INTENSIVES TRAINING: BESONDERS FÜR FRAUEN VON VORTEIL?

    Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl unserer kleinsten Blutgefäße im Körper ab. Das kann die Sauerstoffversorgung der arbeitenden Skelettmuskulatur und so unsere körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. In einer kürzlich durchgeführten Studie wurde untersucht, ob das körperliche Aktivitätslevel von Frauen in den 20 Jahren vor der Menopause Einfluss auf die Sauerstoffversorgung der Skelettmuskulatur hat. Bei Probandinnen, die ihre Wechseljahre bereits hinter sich hatten, analysierten die Forscher das Aktivitätslevel, entnahmen arterielle und venöse Blutproben der Muskulatur, um die kapillare Versorgung der Muskulatur und das Kapillarwachstum zu bestimmen und führten Belastungstests durch, um dabei sowohl die Sauerstoffzufuhr als auch -aufnahme zu ermitteln. Es überraschte nicht, dass die Probandinnen, die am aktivsten waren (mehr als vier Stunden pro Woche mit moderater bis hochintensiver Aktivität), die gesündesten Kapillaren hatten und während der Belastungstests die beste Sauerstoffaufnahme aufwiesen. Unerwartet war jedoch, dass diejenigen, die vor ihrer Menopause mäßig aktiv gewesen waren, keine bessere Muskelkapillarisierung und Sauerstoffversorgung aufwiesen als die körperlich inaktive Gruppe. In einer separaten Studie fanden dieselben Forscher heraus, dass einzig und allein die sehr aktiven Frauen ein verbessertes kardiovaskuläres Gesundheitsprofil aufwiesen, einschließlich Parametern wie der arteriellen Funktion, den Blutcholesterin- und Blutdruckwerten. Dies deutet darauf hin, dass Sport bei niedriger bis moderater Intensität zwar gesund ist, Training bei höherer Intensität jedoch weitaus mehr Vorteile bietet.

    ZU VIEL ZEIT AUF DEM SOFA ERHÖHT DAS CORONA-RISIKO

    Zu Hause auf dem Sofa ist es aktuell am sichersten? Falsch gedacht. Eine aktuelle Studie ergab, dass Couch-Potatoes ein bis zu zweieinhalbmal höheres Risiko haben, an COVID-19 zu sterben. Experten verglichen kürzlich die Ergebnisse von 48.440 Corona-Patienten und fanden heraus, dass Bewegungsmangel der drittgrößte Risikofaktor für einen schweren Krankheitsverlauf ist. Bewegungsmangel stellt ein größeres Risiko dar als Rauchen, Herzkrankheiten oder Diabetes – nur bei Menschen im fortgeschrittenen Alter oder Empfängern von Organtransplantaten ist das Risiko höher. Der Forscher Dr. Robert Sallis erklärt, dass bei Patienten, die vor ihrer Erkrankung konsequent die Aktivitätsempfehlungen der WHO (Mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche) einhielten, das Risiko erheblich geringer war, ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, auf der Intensivstation zu landen und an Corona zu sterben. „Neben dem Impfen und der Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen wie Social Distancing und Mund-Nasen-Schutz ist regelmäßige körperliche Aktivität möglicherweise die wichtigste Maßnahme, die jeder Einzelne ergreifen kann, um einen schweren Corona-Verlauf zu verhindern“, so Sallis.