
Amber, wie zeigt sich KI aktuell in der Fitnessbranche?
KI findet auf vielfältige Weise Einzug in die Fitnesswelt. Die Möglichkeiten reichen von biometrischer Analyse, die individuelle Empfehlungen für Workouts zuhause oder im Studio gibt, bis hin zu DNA- und Blutwertanalysen. KI bereichert das Training durch Computer Vision und Augmented Reality und macht es spielerischer und unterhaltsamer.
Allerdings gibt es eine Bandbreite zwischen präzisen, nützlichen und sicheren Daten. Bei Les Mills setzen wir uns intensiv damit auseinander, welche Methoden wirklich effektiv sind, um Menschen für Fitness zu begeistern. Gamification ist dabei ein großer Hebel, aber sie muss sicher sein. Ein interaktiver Spiegel oder eine coole Video-Overlay-Funktion macht ein Training nicht automatisch richtig oder sinnvoll – das müssen wir stets im Blick behalten.
Wie können Studios sicherstellen, dass Mitglieder sich sicher fühlen und ihre Erwartungen erfüllt werden?
Bei Les Mills arbeiten wir mit Expert*innen aus Wissenschaft und Physiotherapie zusammen, um unsere Inhalte zu entwickeln. Kürzlich haben wir eine Serie namens „Mindful Movement“ erstellt, die weniger ein Workout, sondern vielmehr eine Augmented-Reality-Erfahrung zur gezielten Entspannung ist. Mit Forscher*innen haben wir Herzfrequenzmessungen über das Ohr eingesetzt, um die Wirkung zu belegen. Solche Kooperationen sind essenziell – es braucht fundierte Forschung, um sicherzustellen, dass Innovationen wirklich halten, was sie versprechen.
Zudem ist die Trainingsdatenbasis entscheidend: Frauen haben beispielsweise je nach Zyklusphase andere Bedürfnisse als Männer. Herzfrequenzvariabilität oder Schlafdaten allein reichen nicht aus, um pauschale Empfehlungen zu geben. Deshalb arbeiten wir eng mit Wissenschaftler*innen zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Angebote wissenschaftlich fundiert und personalisiert sind.
Wie beeinflusst KI die Erwartungen und das Verhalten von Verbraucher*innen?
KI hat die Erwartungen der Verbraucher*innen in allen Branchen verändert – nicht nur im Fitnessbereich. Seit den 1960er Jahren gibt es sie bereits, aber in den letzten zwei Jahren hat sie mit generativer KI, Deepfakes und anderen Anwendungen einen enormen Schub erfahren.
Verbraucher erwarten personalisierte Erlebnisse. Sie wollen, dass Unternehmen ihre Präferenzen kennen und passende Angebote erhalten. Wer nach Muskelaufbau sucht oder sich nach Feierabend entspannen will, erwartet eine präzise Empfehlung. Die Chance für Studios liegt darin, hier in Echtzeit auf Bedürfnisse zu reagieren.
Ein weiteres Potenzial liegt in der Unterstützung von Trainingsgewohnheiten. Viele Mitglieder nehmen sich vor, fünf- bis sechsmal pro Woche zu trainieren, doch oft bleibt es beim Vorsatz. KI kann helfen, indem sie tatsächliches Verhalten analysiert und mit individuellen Zielen kombiniert, um realistische, machbare Empfehlungen zu geben.
Wo liegen weitere Möglichkeiten für den Einsatz von KI in der Fitnessbranche?
Sowohl im Studio als auch im Geschäftsbetrieb gibt es große Chancen. Bei Les Mills setzen wir KI zur gezielten Mitgliedergewinnung ein – um Kundengruppen mit hoher langfristiger Wertschöpfung zu identifizieren. Jedes Unternehmen muss profitabel bleiben, und KI hilft uns dabei, die richtigen Zielgruppen anzusprechen und Abwanderung zu minimieren.
Studios können KI nutzen, um Mitglieder mit ähnlichem Profil wie ihre treuesten Kund*innen anzusprechen. Auch im Bereich der Mitgliederbindung kann KI eine entscheidende Rolle spielen. Durch Verhaltensanalysen lassen sich Muster von Mitgliedern, die bleiben, mit denen vergleichen, die kürzlich gekündigt haben. Studios können gezielt auf kritische Punkte reagieren und mit Anreizen oder Erinnerungen gegensteuern.
Auch bei der Mitgliederzufriedenheit zeigt sich das Potenzial von KI: Sofortige Antworten auf Fragen zu Kursplänen oder Geräten sparen Zeit und steigern die Zufriedenheit. Zudem kann KI Kundenfeedback auswerten, um Produktentwicklungen voranzutreiben. Studios können Stimmungsanalysen durchführen, um Trends auf Social Media und in ihrem Studio zu identifizieren und ihre Angebote entsprechend anpassen.
Wie können Studios KI für Mitgliedergewinnung nutzen?
Studios können KI einsetzen, um ungenutzte Kapazitäten zu identifizieren und gezielt Mitglieder zu werben, die am besten zu ihnen passen. Dazu gehört die Analyse, welche Profile langfristig erfolgreich im Studio trainieren und welche Bedürfnisse optimal erfüllt werden können. Denn wenn das Angebot nicht zu den Erwartungen der Mitglieder passt, verlieren beide Seiten.
Für den Einstieg in KI empfehlen sich drei Schritte:
- Optimiert Eure Prozesse: Identifiziert, wo KI in der Mitgliedergewinnung den größten Mehrwert bringt. Ein guter Startpunkt ist die gezielte Ansprache von Mitgliedern mit ähnlicher langfristiger Wertschöpfung.
- Reduziert Mitgliederabwanderung: Analysiert, welche Faktoren für treue Mitglieder entscheidend sind, und entwickelt gezielte Strategien, um andere Mitglieder auf diesen Weg zu bringen.
- Setzt auf Personalisierung: Mitglieder erwarten heute maßgeschneiderte Erlebnisse. Von Anfang an sollte das Studio deren Bedürfnisse verstehen und passende Angebote machen.
Was kann die Fitnessbranche von anderen Industrien im Umgang mit KI lernen?
Die wichtigste Lektion: KI ist nur ein Werkzeug, kein Allheilmittel. Es geht darum, zuerst das Problem oder die Chance zu definieren und dann die passende Technologie zu wählen.
Ein Beispiel ist die automatische Übersetzung, die für Les Mills als globales Unternehmen früher extrem teuer war. KI hilft uns, diese Kosten drastisch zu reduzieren.
Wichtig ist auch die Qualität der Trainingsdaten. Einige Unternehmen sind gescheitert, weil ihre KI-Modelle nicht divers genug trainiert wurden. Ein bekanntes Beispiel ist eine Kreditkarte, deren KI vorwiegend mit Männerdaten trainiert wurde – Frauen erhielten dadurch unfairerweise schlechtere Bewertungen. Solche Fehler lassen sich vermeiden, indem man sicherstellt, dass KI-Modelle auf vielfältige, repräsentative Daten zugreifen.