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Die Entstehung des modernen Fitnessstudios

Im zweiten Teil unserer Geschichtsreihe geht es um die alten Ägypter, Kraftprotze im Zirkus und schwedische Turner. Alle haben dazu beigetragen, das Fitnessstudio von heute zu formen. Was können wir für die Zukunft von ihnen lernen?

Stephen Tharrett

Die Schatten unserer Vergangenheit – Welche Erfindungen die heutige Fitnessbranche

Teil 2 – Fitnessgeräte: wegweisende Erfindungen

Einleitung

In Teil 1 dieser Serie („Wer hätte das geahnt? Die Entstehung heutiger Fitnessgeräte“) ging es um die 15 einflussreichsten Erfindungen der vergangenen 3.000 Jahre, die es heute so oder so ähnlich noch gibt. In Teil 2 gehen wir auf die Entstehung von Fitnessclubs und Fitnessstudios im Laufe der Jahrhunderte ein und wir erfahren, wie diese die moderne Fitnessbranche beeinflusst haben. Dieser Artikel sowie Teil eins sind Auszüge aus dem Buch Legends of Fitness von Peterson, O’Rourke und Tharrett.

Die Entstehung von strukturiertem Fitnesstraining

Keiner weiß genau, wann Fitnesstraining Einzug in den Alltag der Menschheit hielt. Die frühesten Aufzeichnungen lassen vermuten, dass rund 2.000 v. Chr. (also vor über 4.000 Jahren) die Ägypter strukturiertes Akrobatik- und Fitnesstraining entwickelten. Im alten Ägypten diente Akrobatik der Unterhaltung und wurde als Sportart angesehen. Die Personen, die diese frühe Bewegungsform ausübten, wussten bereits, dass ein gezieltes Training unerlässlich war. Das führte zur Entwicklung strukturierter Trainingsprogramme, die auch Übungen mit dem eigenen Körpergewicht (heute auch bekannt als Calisthenics) beinhalteten. Doch nicht nur die alten Ägypter schätzten körperliche Betätigung und setzten diese auch zu medizinischen Zwecken ein. Man nimmt an, dass die Chinesen in etwa zur selben Zeit eine Trainingsform praktizierten, die sich Kung Fu nannte und bei der Atmung und gezielte, fließende Bewegungen kombiniert wurden.

Während die Chinesen und Ägypter als die Erfinder des strukturierten Trainings gelten, kam die kulturelle Akzeptanz von Fitnesstraining erst, als die Griechen ein spezielles Training für ihre Wettkampfathleten entwickelten. In der Oberschicht des antiken Griechenlands wurde Fitness als wichtiger Bestandteil zur Entwicklung von Kampffertigkeiten, für die Regeneration (Heilung von Körper, Geist und Seele) und in der Schulbildung (postsekundäre Stufe) betrachtet. Welchen Stellenwert Sport für die Griechen hatte, zeigen diese zwei Zitate: Das erste stammt vom berühmten griechischen Physiker Hippokrates, der zwischen 460 und 377 v. Chr. lebte: „Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“ Das zweite Zitat, das ebenso tiefgründig ist, stammt vom berühmten griechischen Philosophen Platon, der sagte: „Bewegungsmangel zerstört den guten Zustand jedes Menschen, während Bewegung und methodisches, körperliches Training ihn beibehalten und bewahren.“

Als die griechische Kultur an Bedeutung verlor, verschwand auch das Interesse an strukturiertem Training zur Steigerung des Wohlbefindens. Es dauerte fast 2.000 Jahre, bis Fitnesstraining wieder begann, Fuß zu fassen. 1569 verfasste der Italiener Hieronymus Mercuialis das Buch „De Arte Gymnastica Aput Ancientes” in dem er den Einsatz von Medizinbällen, Kurzhanteln, Übungen mit dem eigenen Körpergewicht und anderen Gymnastik-ähnlichen Bewegungen für körperliches Training beschrieb. Diese Publikation war vermutlich ein Anstoß dafür, dass Fitnesstraining wieder ins Bewusstsein der Menschen rückte. Rund 200 Jahre später, stellte der Deutsche Johann Basedow in seiner Schule, dem Philanthropinum, einen Lehrplan vor, der Bewegungen und Trainingspläne aus der griechischen Gymnastik beinhaltete. 20 Jahre nach Basedow verfasste Johann Gutsmuth, bekannt als der Urvater der deutschen Physiotherapie, „Gymnastik für die Jugend: eine praktische Anleitung zu Leibesübungen. Ein Beitrag zur nötigsten Verbesserung der körperlichen Erziehung.“ Diese bahnbrechenden Veröffentlichungen und ihr Fokus auf Sport als Bestandteil des Lehrplans für Kinder und Jugendliche katalysierten den Wiederaufstieg von Fitnesstraining zur Verbesserung der körperlichen Gesundheit.

Die Entwicklung von Fitness in einer strukturierten Umgebung

Während „Leibesübungen“ zunächst nur von wenigen, ausgewählten Personenkreisen ausgeführt wurden, änderte sich dies nach der Einführung von Sportunterricht im Lehrplan. Auf diese Weise wurde Fitnesstraining einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Die treibenden Kräfte in diesem Bereich erkannten, dass es spezielle Orte geben müsste, an denen die Menschen gemeinsam trainieren und auf diese Weise Freude und Anstrengung miteinander teilen könnten. Nur so würden sie ihr Training regelmäßig absolvieren. Im folgenden Abschnitt gehen wir auf die wichtigsten Meilensteine der Geschichte von Fitnessstudios ein.

Die Entstehung des Fitnessstudios (1700 bis 2000)

Der private Gymastikclub (1799)

1799 eröffnete Franz Nachtegall von Dänemark vermutlich den ersten privaten Gymnastikclub der Welt – dieser ähnelte Fitnessstudio oder CrossFit Boxen von heute bereits sehr. Es wird angenommen, dass Nachtegalls privater Gymnastikclub diverse Gruppenkurse mit dem eigenen Körpergewicht, hölzernen Kurzhanteln und Medizinbällen mit Gewichten anbot.

Turn-Club (1811)

Viele Historiker bezeichnen den Deutschen Friedrich Ludwig Jahn als den Urvater der Gymnastik und des Turnens. Er entwickelte einen „Club für Körperkultur und Gymnastik“, bei dem auch die sozialen und politischen Interessen eine wichtige Rolle spielten. Das war möglicherweise der erste Ansatz, ein gemeinsames „Gruppenfitnesserlebnis“ zu schaffen. Jahn ist Erfinder des Pauschenpferds, der Parallelbarren, des Turnbocks und der Sprossenwand, die neben Kletterseilen allesamt zu wichtigen Grundlagen des Trainings im Turnclub wurden. 1811 veröffentlichte Jahn seinen ersten öffentlichen Turnplatz. Dort trafen sich Männer und Jungen, um in großen Gruppen Übungen zu absolvieren, die ihnen dabei helfen sollten, körperlich fit zu werden, um im Krieg ihr Land zu verteidigen. Bei Jahns Turntraining kamen nicht nur Übungen mit Parallelbarren, dem Pauschenpferd und Horizontalbarren zum Einsatz, sondern auch mit Kurzhanteln und Turnkeulen. Bis 1860 wurden über 150 Turnvereine auf der ganzen Welt gegründet. Diese waren das erste echte Trainingsangebot, das es auf beiden Seiten des Atlantiks gab.

Schwedische Heilgymnasitk – Die ersten medizinischen Leibesübungen (Frühe 1800er-Jahre)

Der schwedische Pionier Pehr Henrick Ling, der oft als der Urvater der schwedischen Gymnastik bezeichnet wird, entwickelte die schwedische Heilgymnastik, eine systematische Form der Gymnastik, die erstmals zu medizinischen und gesundheitlichen Zwecken eingesetzt wurde. Lings Heilgymnastik basierte auf vier Hauptprinzipien. Das erste Prinzip war die Medizin und basierte auf der Annahme, dass Training, eine korrekte Körperhaltung und gezielte Bewegungen, dabei helfen könnten, Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Das zweite Prinzip war die militärische Vorbereitung von Soldaten. Lings drittes Prinzip basierte auf der Fähigkeit, mit Training die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen (Verbindung von Körper und Geist). Das vierte Prinzip war die Ästhetik, sprich der körperliche Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Mit der Zeit wurde Lings Gymnastik zum Grundpfeiler des Trainings des schwedischen Militärs. Lings Ansatz steht auch in Verbindung mit der Entstehung von Massagen und Osteopathie.

Gymnase Triat – Der erste „Fitnessclub“ mit Mitgliedschaft (1848)

Die Idee für das „Gymnase Triat“ stammte von Hippolyte Triat. Diese Turnhalle, die 1848 eröffnet wurde, befand sich in Brüssel, Belgien, doch nach einem Jahr wurde der Hauptstandort nach Paris verlegt, wo eine 9.500 Quadrameter große Halle eröffnet wurde. Man konnte dort jede Art von Leibesübungen absolvieren und es waren dort alle zu dieser Zeit modernen Geräte zu finden, darunter Seile, Pauschenpferde, Horizontalbarren, Turnkeulen, Kurzhanteln und Kugelhanteln. Triats Kurzhanteln gehören zu den ersten Kurzhanteln, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Sie hießen „Bares A Spheres De 6 Kilos“, sprich 6-Kilo-Kugelhanteln bezeichnet, also Stangen mit 6 kg schweren Kugeln an beiden Enden. Eine andere bemerkenswerte Erfindung Triats war die Finanzierung des Clubs: Er verkaufte Anteile an der Halle (Er verkaufte 250.000 Anteile zu je fünf Francs und erwirtschaftete damit insgesamt eine Million Francs). Die Einzelpersonen, die Anteile an seinem Club erwarben, konnten diese für Privatstunden oder in Form von Mitgliedschaftsgebühren einlösen.

Das Boston YMCA – Die Geburtsstunde von Fitnessstudios in den USA (1850)

Kurz nach Eröffnung des Gymnase Triat in Paris, wurde das Boston YMCA der amerikanischen Öffentlichkeit vorgestellt. Man nimmt an, dass es einer der ersten Mehrzweck-Fitnessclubs in den USA war. (Man beachte: 1848 eröffnete Jahn einen Turnverein in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio.) Das Boston YMCA ähnelte in vielen Bereichen dem Gymnase Triat: Es gab eine voll ausgestattete Turnhallte mit Ringen, Seilen, Pauschenpferden, Bänken, hölzernen Kurzhanteln, Sprossenwänden sowie Kampfsportbereichen.

Professor Attilas Fitnessstudios/Schulen für Körperkultur - Die ersten Personal Training Studios in Europa und den USA

Ludwig Durlacher, der Urvater des Personal Trainings und Kraft Coachings sowie Legende der Körperkultur, auch bekannt als Professor Attila ist vermutlich der erste, der aus Personal Training ein Geschäftsmodell entwickelte. Attila eröffnete 1880 sein erstes Personal Training Studio in Brüssel, Ende 1880 ein weiteres in London und eröffnete letztlich 1894 „Atilla‘s Athletic Studio“ und die Schule für Körperkultur in New York. In seinen Personal Training Studios waren diverse zu dieser Zeit hochmoderne Geräte zu finden, wie eine Kugellanghantel, der „Roman Chair“ sowie die „Roman Column“.

Professor Atilla war einer der ersten Verfechter von Krafttraining mit progressivem Widerstand für Frauen und auch davon, mit Widerstandstraining den Effekten des Alterns entgegenzuwirken. Professor Atilla machte sich einen Namen, indem er als Personal Trainer prominenter Sportler und hoher Würdenträger der Zeit tätig war, darunter Louis Cyr (ein kanadischer Kraftprotz und einst stärkster Mann der Welt), Gentleman Jim Corbett (einstiger Box-Champion im Schwergewicht), Eugene Sandow (einer der wohl bekanntesten Kraftprotze aller Zeiten), Cornelius und Alfred Vanderbilt, J.P. Morgan Jr., John Philip Sousa, Alexander III., Zar von Russland sowie König Edward VII. von England. 1926 verkaufte Professor Attilla seinen New Yorker Club an Sig Klein, der das Studio weitere 50 Jahre als „Sig Klein’s Studio of Physical Culture“ weiterführte.

Weitere wichtige Clubs der 1800-er Jahre

Von 1850 bis 1900 wurden weltweit zahlreiche Sportclubs und Turnhallen eröffnet. Darunter der New Orleans Athletic Club, New Orleans, Louisiana (1872), der Detroit Athletic Club, Detroit, Michigan (1887), das Hemmingway Gymnasium, Boston, Massachusetts (1888), der Lille Athletic Club, Lille, Frankreich, betrieben von Professor Desbonnet (1885), der Wrestling and Weightlifting Club Sant Petersburg, Sant Petersburg, Russland (1885), der Athletic Club of Florence, Florenz, Italien (1880er-Jahre) und der London YMCA, London, England (1888). Diese Einrichtungen und viele andere, die in der zweiten Hälfte der industriellen Revolution eröffnet wurden, waren allesamt auf Männer ausgerichtet, mit dem Fokus auf Sport und Körperkultur und es kamen Gymnastik-Geräte, Langhanteln, Kurzhanteln, Medizinbälle, Ring Bells, Sprossenwände, Ringe, Horizontalbarren, etc. zum Einsatz. Diese frühen Fitnessstudios boten zudem die Möglichkeit für Training mit dem eigenen Körpergewicht in Gruppen und damit auch eine soziale Komponente, da sie Männer mit denselben Interessen zusammenbrachten. Was wir in diesen frühen Fitnessclubs sehen ist ein Ansatz, der den Fitnessstudios des 21. Jahrhunderts überraschend ähnelt.

Pioniere unter den Fitnessstudiobetreibern

Das erste Pilates Studio (1926)

Joseph Pilates eröffnete 1926 sein erstes Studio, das sich der „Kontrollogie“, sprich der Muskelkontrolle, widmete. Das Studio, das sich in der Nähe des New Yorker Balletts befand, war ursprünglich vor allem für Tänzer gedacht, später jedoch auch bei Zirkusartisten, Schauspielern und Athleten gefragt. Das Gründungsstudio bestand 50 Jahre lang und viele der heutigen Pilatesstudios gehen auf das New Yorker Original zurück.

Vic Tanny Health Clubs – Das erste Fitnessstudio in einer Vorstadt (1947)

1947 eröffneten Vic Tanny und sein Bruder Armand die erste moderne Fitnessstudiokette. Vic Tanny stellte der US-amerikanischen Mittelklasse ein neues Studiomodell vor, das Training sowohl für Männer als auch Frauen anbot (an wechselnden Trainingstagen). Das Trainingserlebnis in diesen Studios war anders als in den bisherigen Bodybuilding-Studios, YMCAs oder privaten Sportclubs, die vor 1947 bekannt waren. Neben einem Trainingsangebot, das sowohl Männer als auch Frauen nutzen konnten, gab es verschiedene Formen von Trainingsequipment sowie Wellnessangebote (wie Saunas und Whirlpools). Vic Tanny ist wohl am berühmtesten dafür, dass er moderne Vertriebspraktiken erstmal anwandte (z. B. Mitgliederverträge, Hard Selling, Provisionen für Mitarbeiter und Verkaufsgespräche). Vic Tanny war die erste Kette, die über 100 Studios betrieb.

Lotte Berk Studio – Das erste Barre Studio (1959)

Mitte der 50er-Jahre, tat sich Lotte Berk, eine ausgebildete Tänzerin aus Deutschland mit einem Osteopathen zusammen und entwickelte eine Reihe von Übungen, basierend auf ihrer Erfahrung als Tänzerin. Ihre Trainingstechniken vereinten Elemente aus Pilates, Yoga und Tanz. Berk gab ihren Übungen außergewöhnliche Namen wie „Prostitute“, „Peeing Dog“ oder „French Lavatory“.

1959 eröffnete sie ein Trainingsstudio in Manchester, England, in dem sie ihr einzigartiges, intensives Trainingsprogramm unterrichtete (mit Fokus auf die Core-Muskulatur). Über die Jahrzehnte pilgerten zahlreiche Prominente, besonders Frauen, in ihre Kurse, um mit diesem speziellen Programm ihren Core zu kräftigen und schöne Beine zu formen. Manche bezeichnen Lotte Berk als die „Queen of Fitness“, doch passender wäre wohl der Titel „Queen of Barre“, da die heutigen Versionen von Barre alle der Methode von Lotte Berk nachempfunden sind.

Health and Tennis Corporation (später Bally Total Fitness) – die erste Kette in den USA (1962)

Don Wildman, ein ehemaliger Mitarbeiter von Vic Tanny, eröffnete „Health and Tennis“ und brachte damit das Geschäftsmodell von Vic Tanny auf ein völlig neues Level. 1982 wurde „Health and Tennis“ zu „Bally‘s“ und 1992 letztendlich zu „Bally Total Fitness“. Das Geschäftsmodell von „Health and Tennis“ war mit seinen Langzeit-Mitgliedschaftsverträgen sowie Hard Selling, dem Modell von Vic Tanny um Längen voraus. Das Unternehmen war Pionier in der Branche, als es diverse Studioketten aufkaufte (darunter Vic Tanny’s, President’s Health und Racquet, European Health Spas, Holiday Universal), um landesweit seine Präsenz zu steigern. Damit wurde es zur größten Fitnessstudiokette der Welt. Bally Total Fitness war auch die erste Fitnessstudiokette, die von einem branchenfremden Unternehmen aufgekauft wurde und das erste börsennotierte Fitnessunternehmen – auch wenn es nicht lange an der Börse gehandelt wurde.

Gold’s Gym – Pionier des Franchising und Licensing (1965)

1965 eröffnete Joe Gold das gleichnamige Studio: Die Geburtsstunde des Gold’s Gym – einer Marke, die seither ein Symbol für Bodybuilding und das Franchising von Fitnessstudios ist. 1970 wurde das Gold’s Gym an Pete Grymkowski und Tim Kimber verkauft, die begannen, die Marke für andere Betreiber zu lizenzieren und sie 1980 in ein Franchise-Modell verwandelten, um die Reichweite der Marke zu erhöhen.

Von diesem Punkt an ging die Marke regelrecht durch die Decke und wurde zu einer Ikone der Branche. Aktuell betreibt das Unternehmen über 700 Studios in 29 Ländern, von denen fast 550 Franchise-Nehmer sind. Das Franchising-Modell, das das Gold‘s Gym nutzte, ebnete den Weg für viele der bekannten Fitnessmarken von heute, wie etwa Anytime Fitness, Planet Fitness, Orangetheory und Snap Fitness, die alle Franchise-Modelle einsetze.

Midtown Tennis – Der erste Indoor Tennis Club (1969)

Der Midtown Tennis Club (heute bekannt als Midtown Athletic) war der erste Indoor-Tennisclub in Amerika und wurde von Branchenlegende Allan Schwartz und seinem Vater gegründet. Der Midtown Tennis Club war der erste seiner Art in der Gesundheits-/Fitnessbranche. Es war das erste Studio, das eine Marke sowie ein patentiertes Tennisprogramm („Tennis in No Time“) auf den Markt brachte. Der Midtown Club wurde außerdem zum Vorreiter für Mehrzweck-Sportclubs, als er neben Tennis auch andere Sportarten mit in sein Angebot aufnahm. Kürzlich eröffnete Midtown ein eigenes Hotel und ist damit das erste Fitnessstudio mit gleichnamigem Hotel.

Lucille Roberts Health Clubs - Die erste Kette für Frauenfitnessstudios (1969)

Lucille Roberts eröffnete die erste Fitnessstudiokette nur für Frauen und war damit das Unternehmen, das den Wert darin erkannte, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen sich wohlfühlten (Studios vor Lucille Roberts waren entweder nur für Männer oder Studios, in denen Frauen und Männer nur abwechselnd trainieren konnten). Das Angebot von Lucille Roberts sprach gezielt Frauen an, etwa mit Gruppentraining oder Kinderbetreuung. Die Studios boten zudem Weiterbildungsmöglichkeiten an, um Frauen bei der Erreichung ihrer beruflichen Ziele zu unterstützen. Das Unternehmen betreibt aktuell 16 Frauenfitnessstudios in New York und wurde kürzlich von Town Sports International gekauft.

24 Hour Fitness – Das erste 24/7-Studio (1983)

24 Hour Fitness wurde 1983 von Mark Mastrov gegründet und ist mittlerweile einer der größten Fitnessstudiobetreiber der Welt – mit über 400 Studios in den USA und einem Umsatz von über 1,5 Mrd. US-Dollar. 24 Hour Fitness etablierte ein Modell für Fitnessstudios, die 24 Stunden am Tag, 7 Tage pro Woche geöffnet haben sowie ein standardisiertes Modell zur Bildung einer Marke. 24 Hour Fitness ist besonders dafür bekannt, dass es als erstes Fitnessstudio eine Partnerschaft mit Beteiligungskapital einging, und sowohl Eigen- als auch das Fremdkapital für Akquisitionen in den USA und für ein schnelles organisches Wachstum nutzte. 24 Hour Fitness war zudem das erste Unternehmen, das Studios mit Prominenten (z. B. mit Magic Johnson, Andre Agassi und Jackie Chan) als Marke eröffnete.

McFit – Das erste Low-Budget-Studio der Welt (1997)

McFit wurde 1997 in Deutschland von Rainer Schaller gegründet. Zunächst war McFit nur ein Studio von vielen, doch innerhalb von 10 Jahren wurde es zum Vorbild für viele andere und etablierte eines der erfolgreichsten Geschäftsmodelle des 21. Jahrhunderts (Low-Cost/Low-Budget). Schallers Studiomodell basierte darauf, ein bequemes, nutzerfreundliches, einfaches und sehr preisgünstiges Angebot für die breite Masse zu entwickeln.

McFit demonstrierte Studiobetreibern auf der ganzen Welt das Potential des Low-Budget-Modells und schnell gab es diverse Nachahmer in der gesamten Branche (z. B. Basic-Fit, Crunch, Planet Fitness, Smart Fit, The Gym Group und andere). Das McFit-Modell war eines der ersten, bei dem das so genannte „Low-Touch“-Modell mit wenigen Mitarbeitern und High-Tech-Lösungen für Mitgliederservice, Mitgliederkommunikation und Studiobetrieb zum Einsatz kam.

Abschließende Gedanken

Albert Einstein sagte einmal: „Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige.“ In Bezug auf Fitness könnten seine Worte nicht treffender sein, wo die Vergangenheit die Gegenwart enorm beeinflusst. Was manche als moderne Innovation betrachten ist oft nur eine Anlehnung an Erfindungen, die vor Jahrhunderten entstanden. Das Ziel dieses Artikels und des ersten Teils ist es, dem Leser die geschichtlichen Hintergründe der Fitnessbranche näherzubringen und das innovative Denken anzuregen, welches über die „hartnäckigen Illusionen“ hinausgeht, die auch heute noch bestehen.

Möchten Sie mehr über die Geschichte der Fitnessbranche erfahren? Besuchen Sie HealthyLearning.com, um das vollständige Buch Legends of Fitness zu lesen (auf Englisch): „The Forces, Influencers, and Innovations That Helped Shape the Fitness Industry“.

(zu Deutsch: „Kräfte, Einflüsse und Erfindungen, die die Fitnessbranche geprägt haben“)