Ich habe gerade drei Classes hintereinander mit wenigen Teilnehmer*innen unterrichtet und muss ehrlich sagen, das kann einen ziemlich runterziehen.
Je nachdem, in welchem Land du lebst, kann es sich anfühlen, als wäre Corona nur noch im Rückspiegel zu sehen. Hier in Neuseeland, wo ich diese Zeilen im Mai 2022 schreibe, spüren wir noch immer die Auswirkungen. Die Mitglieder kehren langsam zurück, aber meine Classes in der Mittagspause – die früher sehr gut besucht waren – sind nach wie vor relativ leer, da noch viele von zu Hause aus arbeiten.
Als Instruktorin bei LES MILLS Auckland City habe ich das Privileg, viele großartige Instruktor*innen beim Unterrichten zu erleben und es wird dich vielleicht überraschen, aber nicht jede Class fühlt sich wie ein Masterclass-Filming an! Ich habe gesehen, wie Programmdirektor*innen in halb leeren Kursräumen unterrichtet haben. Was mir dabei jedoch besonders aufgefallen ist, ist die Energie und Professionalität, die sie an den Tag legen (Lisa Osborne ist darin die absolute QUEEN!). Sie schrauben ihre Energie nicht herunter, weil nur fünf Leute in den Kurs gekommen sind – sie bieten diesen fünf Personen immer noch ein Weltklasse-Trainingserlebnis.
Nachdem ich die drei besagten Classes unterrichtet hatte, beschloss ich, diesen Artikel zu schreiben, um mir in Erinnerung zu rufen, wie schön es sein kann, kleinere Gruppen zu unterrichten. Wenn du schon einmal eine Class unterrichtet hast, bei der die Teilnehmerzahl mal etwas spärlicher ausgefallen ist als sonst, werden dir die folgenden Tipps vielleicht auch helfen:
1. Lass dein Ego zu Hause
Ich unterrichte LES MILLS GRIT im „Home of GRIT“-Kursraum bei LES MILLS Auckland City. Meine GRIT Athletic Class war direkt nach GRIT Strength bei LES MILLS Ambassador Vili Fifita. Seine Class war brechend voll. Bei mir waren es vier Leute. Es ist schwer, das nicht persönlich zu nehmen und ich dachte sofort: „Ich bin wohl nicht gut genug. Niemand will mit mir trainieren. Das wird eine Blamage.“ Es war mir peinlich, vor so wenigen Leuten zu unterrichten, vor allem, weil ich wusste, dass viele andere Instruktor*innen vorbeikommen und sehen würden, wie wenige Leute in meiner Class erschienen waren (Khiran Huston, Joash Fahitua und Lisa Osborne unterrichten alle zur selben Zeit).
Um gütiger zu mir selbst zu sein, erinnerte ich mich daran, dass die Neuseeländer Frühaufsteher sind und es lieben, ihr Training so früh wie möglich zu absolvieren. Außerdem ist GRIT Strength das beliebteste der drei Formate. Und meine GRIT Athletic Class steht erst seit vier Wochen auf dem Kursplan. Noch dazu ist Vili ein fantastischer Instruktor und hat eine große Fangemeinde in unserem Studio.
Mein Kollege Marlon Woods hat seine eigenen Top-Tipps für kleinere Classes:
„Denk daran, warum du das tust, was du tust. Wenn du mal wenige Kursteilnehmer*innen hast, dann halte dir vor Augen, warum du Instruktor geworden bist. Manchen geht es darum, auf der Bühne zu stehen, möglichst viele Teilnehmer*innen zu haben oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Das wird dich langfristig nicht weiterbringen. Du brauchst tiefere Beweggründe. Wenn dir das ‚Warum‘ noch nicht klar ist, dann nutze kleine Gruppen, um mit den Menschen vor dir in Verbindung zu treten. Versuche herauszufinden, warum du Instruktor geworden bist.“
„Wer sich von einer geringen Kursteilnahme herunterziehen lässt, der hat vergessen, warum er Instruktor geworden ist. Es geht nicht um uns und unser Ego, sondern um die Menschen, die vor uns stehen. Erinnere dich an deine Beweggründe. Es geht darum, die Welt zu einem fitteren Planeten zu machen – und nicht um Teilnehmerzahlen.“
„Du weißt nie, wer die Menschen dahinter sind. Du weißt nie, was sie gerade durchmachen. Egal, ob es eine Person ist oder 100. Sie sind gekommen, weil sie an deiner Class teilnehmen wollen. Erkenne an, dass sie sich die Zeit genommen haben. Zeig ihnen, wie sehr du es schätzt, dass sie Zeit investieren, um sich zu verändern.“
2. DIE VORBEREITUNG IST DIESELBE, UNABHÄNGIG VON DER ZAHL DER TEILNEHMER*INNEN
„Der andere Grund, warum ich mich ärgerte, war, dass ich zwei Stunden früher aufgestanden war, um die Release zu lernen. Ich hatte die Geburtstagsparty eines Freundes früher verlassen, damit ich rechtzeitig aufstehen und mich vorbereiten konnte, denn ich wollte nicht dasselbe unterrichten wie letzte Woche. Als ich die vier Teilnehmer*innen sah, dachte ein Teil von mir: ‚Ich hätte mir die Mühe nicht machen müssen.‘
Aber weißt du, was cool war? Eines der Mitglieder kam am Ende der Class auf mich zu und fragte mich, welche Release wir gerade gemacht hatten (LES MILLS GRIT Athletic 37). Er sagte: ‚Ich war am Anfang enttäuscht, als du sagtest, wir bräuchten keinen Step, denn ich wollte schon seit Ewigkeiten Athletic machen und hatte richtig Lust auf ein Workout mit dem Step. Aber das war so ein tolles Training, dass ich am Ende überhaupt nicht enttäuscht war.‘ Er bat mich, nächsten Samstag dieselbe Release zu machen, weil er seinen Partner mitbringen wollte.
LES MILLS Legende Dave Kyle gibt folgende Ratschläge: „Die Vorbereitung ist immer dieselbe ... Du solltest dich immer darauf vorbereiten, dich von deiner besten Seite zu zeigen, präsent zu sein und bereit, ein inspirierendes Trainingserlebnis zu schaffen!“
„Wenn die Teilnehmerzahlen niedrig sind, ist das kein Vorwurf an dich. Erinnere dich daran, warum du hier bist: Du hast die Möglichkeit, für diejenigen, die kommen, etwas zu bewirken. Die Menschen vor dir, auch wenn es nur ein paar sind, haben ihre Zeit geopfert, um bei dir zu sein und sich inspirieren zu lassen.“
„Das ist deine Gelegenheit, die Class ganz persönlich zu gestalten. Denk daran: Aus Sicht der Teilnehmer*innen ist es egal, ob sie allein im Raum oder in einer großen Gruppe sind. Solange du Interesse zeigst, sie unterstützt und ihnen ein unvergleichliches Trainingserlebnis bietest, sind sie zufrieden – denn deshalb sind sie da. Behalte im Hinterkopf: Deine Teilnehmer*innen erinnern sich kaum daran, was du gesagt hast, aber umso mehr daran, welches Gefühl du ihnen vermittelt hast.“
Wenn du das verinnerlicht hast, geht es wieter: „Steck sie mit deiner Energie an! Du musst die Energie erzeugen, die du dir selbst wünschst. Nimm sie mit in deine Welt und mache ihren Tag zu einem besseren! Und verlass dich drauf: Wenn du das schaffst, dann werden sie dich weiterempfehlen und du wirst dich bald kaum mehr vor Teilnehmer*innen retten können!“
3. UNTERRICHTE MIT DERSELBEN ENERGIE WIE SONST
Seien wir ehrlich, es ist leicht, 100 Prozent zu geben, wenn der Raum voll ist; die Energie ist schon da, bevor du dich überhaupt in Bewegung setzt! Die Herausforderung kommt, wenn du nur zwei Personen vor dir siehst. Dann kann es geradezu verlockend sein, nur halbherzig zu unterrichten.
Und wie gehen die Rockstars von LES MILLS Auckland City damit um?
Programmdirektor Dan Cohen will seine Classes immer auf dem höchsten Niveau halten, egal wie viele Leute im Raum sind: „Mach es dir zur Gewohnheit. Das war das Feedback, das ich während einer Vorbereitungswoche für die Dreharbeiten der neuen Releases bekommen habe. Für mich bedeutet das, dass ich in meinen regulären Classes nicht zu weit von dem abweiche, was ich bei den Dreharbeiten zur Masterclass unterrichte. Ich habe mir für die Dreharbeiten einen hohen Standard gesetzt und versuche, ihn mir zur Gewohnheit zu machen, damit ich regelmäßig auf diesem Level unterrichte.“
„Egal, was für einen Tag ich hatte, ich gebe nie weniger als hundertzehn Prozent“, sagt Vili Fifita. "Ich liebe es, mit Menschen zu trainieren und es ist egal, wie viele es sind: Ich würde fünf Leuten die gleiche Energie und Liebe geben wie Tausenden. Ich drehe nicht für 100 Leute auf und für fünf ab. Ich gebe dieselbe Menge an Energie, egal wer im Raum ist. Es geht darum, diejenigen zu respektieren, die ihre Zeit mit dir verbringen.“
LES MILLS Ambassador Ben Main hat diese Tipps:
- „Wenn die Gruppe sehr klein ist, dann unterrichte nicht auf der Bühne, sondern misch dich unter die Teilnehmer.“
- „Vergiss das Skript und improvisiere.“
- „Achte besonders darauf, eine persönliche Bindung aufzubauen.“
- „Und was wahrscheinlich am wichtigsten ist: Unterrichte mit derselben Energie, wie du es auch sonst tun würdest. Die Mitglieder wollen eine unvergessliche Class. Nur du siehst, wie viele Teilnehmer*innen vor dir stehen. Alle anderen sehen nur dich.“
4. Fokus auf Interaktion
Wenn Connecting nicht deine Stärke ist, dann sind kleinere Classes perfekt, um deine Skills zu verfeinern. Wenn nur ein paar Mitglieder im Raum sind, kannst du dich nicht verstecken. Das ist deine Chance, dir ihre Namen einzuprägen, dich an den Blickkontakt mit ihnen zu gewöhnen und deinen Teilnehmer*innen das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein!
„Die Leute kommen immer wieder in meine Classes, weil ich mich sehr aufs Connecting konzentriere“, so Ambassador Reagan Kang. „Ich versuche, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie die einzige Person im Raum sind. Ich lerne Namen und versuche, mit allen im Raum zu sprechen, damit sie sich mir verbunden fühlen und die nächste Stunde nur aus dir, mir, der Musik und dem Training besteht. Ich möchte, dass sie alles andere in ihrem Leben vergessen, damit wir uns nur auf das konzentrieren können, was wir tun. Wenn sie dann die Class verlassen, fühlen sie sich viel wohler.“
Lunar Lu stimmt dem zu: „Ich unterrichte am liebsten kleine Classes, weil ich dann besser auf die einzelnen Schüler eingehen kann. In kleinen Classes kann ich gezielter arbeiten.“
5. Betrachte es als Chance
Wie bereits erwähnt, fand meine Class im GRIT Studio bei LES MILLS Auckland City statt. Das Studio ist sehr gut besucht, denn es liegt direkt neben den Cycling, Conquer und Ceremony Kursräumen und ist außerdem von Cardiogeräten umgeben. Das heißt, dass viele Leute an meiner Class vorbeilaufen und sehen können, was im Raum abgeht.
BODYPUMP Instruktorin Eva M. Geier hat einmal Folgendes gesagt: „Der beste Rat, den ich dazu bekommen habe, war, die kleinsten Gruppen am besten zu unterrichten. Du möchtest doch, dass die wenigen Teilnehmer*innen die Class verlassen und darüber sprechen, wie toll sie war. Das kann dir nur mehr Teilnehmer*innen einbringen!“
Als ich am Samstag die kleine Class unterrichtete, war mir bewusst, dass ich nicht nur die Teilnehmer*innen der Class beeindrucken wollte, sondern auch alle, die auf dem Weg zu einer anderen Class waren. Ich wollte, dass sie sehen, was in meiner Class passiert und denken: „Das sieht toll aus, vielleicht probiere ich nächste Woche mal Sahras Classes aus.“
Hier findest du noch mehr Tipps, die dir dabei helfen, selbstbewusst in Classes mit wenigen Teilnehmer*innen zu sein.