Hi Berti, kannst du uns von deinem Weg erzählen, wie du zu LES MILLS gekommen bist?
Berti: Ich werde echt nostalgisch, wenn ich so weit zurückdenke. Meine erste BODYBALANCE Class habe ich vor 12 Jahren gemacht als ich 16 war. Ein damaliger Freund hat mich mit in den Kurs genommen. Damals hatte ich die typischen Vorurteile gegen Yoga, aber als ich dann das erste Mal einen Sonnengruß zu dem legendären Song ‚Frozen‘ von Madonna gemacht habe, war es um mich geschehen. Ich war total geflasht!
Ich bin dann während meines Lehramtstudiums für ein Erasmus-Jahr nach Spanien gegangen. Dort war ich in einem tollen Studio mit fantastischen Instruktor*innen. Ich war totaler Fan und ungefähr vier Mal die Woche dort. Es war einfach super, um die Sprache zu lernen und Leute kennenzulernen. Die Trainer*innen in dem Studio sprachen mich irgendwann an und meinten, ich müsse unbedingt die Ausbildung machen.
„Im Nachhinein denke ich oft: Es sollte einfach sein.“
Im Oktober 2016 bin ich dann zurück nach Deutschland gekommen und habe direkt im Dezember die Ausbildung gemacht. Ich hatte das Glück, dass ich mich zu der Zeit in einem Studio in Berlin angemeldet habe, in dem eine tolle Instruktorin unterrichtete. Als ich die Ausbildung machte, hat sie mich viel unterstützt und auch heute ist Kathi Zorandy noch eine gute Kollegin und Freundin von mir. Bei ihr habe ich mein erstes Team-Teaching gemacht und ich weiß heute noch, wie aufgeregt ich war. In Berlin gibt es echt große Kursräume, mit über hundert Menschen. Das kann als frisch ausgebildeter Instruktor schon echt eine Herausforderung sein.
Wie bist du dann im deutschen TAP-Team (Trainer*innen, Assessor*innen, Presenter*innen) gelandet?
Kathi war damals schon Teil des deutschen National (TAP) Teams und machte mich auf ein anstehendes Casting aufmerksam. 2018 war ich dann beim Presenter Casting und bin seitdem Presenter für BODYBALANCE. Bis Corona war ich dann auch echt viel in Deutschland in verschiedenen Studios unterwegs, und konnte meine Leidenschaft für mein Herzensprogramm mit den Menschen teilen, das hat so viel Spaß gemacht.
Kurz vor Corona habe ich dann mit der Laufbahn zum BODYBALANCE National Trainer angefangen und bin 2020, mitten im Lockdown, fertig geworden. Auch wenn ich alles online machen musste, bin ich froh, dass ich das Wissen jetzt auch endlich wieder live an Menschen weitertragen kann.
Seit einiger Zeit bist du im Austausch mit dem Music-Team in Neuseeland, das die Musik für die neuen Releases auswählt. Wie kam das zustande?
Berti: Erstmal vorab mein Rat an alle: Gib nie auf, wenn du etwas erreichen möchtest, versuche es immer wieder. Der Spruch ‚You should keep trying‘ ist irgendwie mein Motto geworden, weil so viel Wahrheit und Mut darin steckt. Auf Spotify gibt es eine LES MILLS Juke Box. In diese Playlist habe ich 2021 Musik hinzugefügt und davon wurde der Track 5 für BODYBALANCE 92 genommen.
Der Song war Mystery of Love. Der Track stammt aus dem wunderschönen Film Call me by your name.
„Mein Rat an alle: You should keep trying!”
Im Mai 2021 war dann das Global Summit, bei dem die Filmings der Masterclasses als Livestream weltweit übertragen wurden. Ich war in der Zeit viel mit meiner Examensarbeit beschäftigt, um mein Studium zu beenden und ich glaube viele kennen dasund das Event war einfach ein Lichtblick für mich.
Da ich als National Trainer schon vorher mal Kontakt zu den BODYBALANCE Programmdirektorinnen Jacky und Diana Mills hatte, habe ich ihnen aus meinen Emotionen heraus eine E-Mail geschrieben und mich für das großartige Event bedankt. Als Dankeschön habe ich eine Playlist mitgeschickt, die meiner Meinung nach gut zu BODYBALANCE passte.
Ohne dass ich eine Antwort erwartet habe, hat Diana zurückgeschrieben und sich bei mir für die wunderschöne Musik bedankt, von denen auch einige Lieder in der BODYBALANCE 94 verwendet wurden. Irgendwann habe ich nochmal eine Playlist gesendet und gefragt, ob ich das auch weiterhin machen soll. Dianas Antwort hat mich daraufhin total überrascht, denn sie fragte mich, ob ich offiziell im BODYBALANCE Music Team mitarbeiten möchte. Und das mache ich seitdem. 😊
Wie funktioniert das? Kannst du uns Einblicke in den Prozess geben und welche Rolle du dabei spielst?
Berti: Die Lieder, die es letztendlich in die Releases schaffen, werden von den Programmdirektor*innen persönlich gewählt. Sie bekommen Playlists vom Music-Team und schauen dann, was ihnen gefällt, was passend für das Programm ist und welche Tracks zusammen einen roten Faden ergeben. Dabei wird nicht nur auf den Klang geachtet, sondern zum Beispiel auch darauf, dass verschiedene Genres abgebildet werden. Eine wichtige Rolle spielt auch die Diversität der Interpreten, um unsere Werte und Vielfalt auch in der Musik widerzuspiegeln.
Im nächsten Schritt müssen wir schauen, wofür wir eine Lizenz bekommen. Einige der Musik-Lizenzen von Top-Stars können sehr teuer oder gar nicht zu erwerben sein. In diesen Fällen kommt unser LES MILLS Music Team zum Einsatz, das bestimmte Lieder covert oder eigene Songs kreiert.
Wie gehst du selbst vor, wenn du nach neuer Musik suchst? Worauf achtest du? Woher bekommst du deine Inspiration?
Berti: Zuerst muss ich sagen: Ich höre IMMER Musik. Es läuft bei mir immer etwas im Hintergrund, egal wo ich bin oder was ich mache. Musik ist für mich Bewegung. Beides bedingt einander, weswegen ich auch bei jedem Lied, das ich höre, direkt Bewegungen oder Choreografie-Elemente im Kopf habe und dementsprechend einschätzen kann, ob das Lied für eine Release in Frage kommt.
Pro Quartal schicke ich eine Playlist nach Neuseeland. Dabei arbeite ich zwei Releases im Voraus. Ich habe zum Beispiel im August meine Vorschläge für BODYBALANCE 99 eingesendet, wofür im Oktober beim LES MILLS Live in London die Masterclasses gefilmt werden, die dann im Januar 2023 in die Studios kommen.
Dafür habe ich im Mai begonnen, die Playlist zu füllen. Bis ich die Playlist absende, nehme ich mir immer ca. drei Monate Zeit. Zwei Monate, um Musik zu sammeln und dann fange ich an zu sortieren. Ich schaue, ob für alle Tracks eine Musikauswahl dabei ist, baue virtuelle Classes aus den Liedern und entferne Lieder, die dann doch nicht so passend sind.
In dieser Zeit höre ich NOCH mehr Musik. Ich setzte mich auf meine Couch, schließe die Augen, höre zu und führe mir verschiedene Bewegungsabläufe vor Augen. Dabei achte ich auch auf die Lyrics, denn auch die Sprache und die Themen der Lieder müssen zur Essenz des Programms oder des einzelnen Tracks passen.
Mittlerweile sendest du nicht mehr nur Lieder für BODYBALANCE ein. Für welche Programme sendest du noch Musikvorschläge?
Kurz nachdem ich offiziell im Music Team für BODYBALANCE war, habe ich auch angefangen, Musik für LES MILLS Barre einzusenden. Neben Yoga und BODYBALANCE ist Tanzen eine große Leidenschaft von mir. Ich habe früher schon Modern und Contemporary getanzt. Als LES MILLS Barre 2018 nach Deutschland kam, wusste ich, das will ich machen! Ich war dann auch bei der ersten LES MILLS Barre Ausbildung in Deutschland bei meiner Freundin Bettina Keller dabei, die ebenfalls Teil des deutschen TAP-Teams ist und bin für das Programm Assessor geworden. Deswegen lag es nahe, dass ich auch bei diesem Programm mein musikalisches Gespür versprühen kann.
Es gibt aber einige Lieder, die weder zu BODYBALANCE noch zu LES MILLS Barre passen. Ich mache regelmäßig selbst BODYPUMP und LES MILLS CORE und kenne die Bewegungsabläufe und Rhythmen der Übungen sehr gut, obwohl ich diese Programme nicht unterrichte. Deswegen habe ich Lieder für diese Programme einfach mal in eine Playlist gepackt und mitgeschickt. Diana hat diese Lieder dann an den BODYPUMP Programmdirektoren Glen Ostergaard weitergeleitet.
Im Juli habe ich deswegen auch einen Aufruf an BODYPUMP und LES MILLS CORE Instruktor*innen auf meinem Instagram- Account gestartet, da ich dachte, es ist nur fair, wenn sich die Menschen, die die Programmessenz leben und unterrichten, ihre Musikwünsche mit mir in einer Spotify Playlist teilen, die ich dann weiterleiten kann. Fast 80 Menschen haben der Playlist, die ich geteilt habe, tolle Lieder hinzugefügt. Das war also ein richtig cooles Teamwork und wir dürfen gespannt sein, welche Lieder davon in BODYPUMP 124 und LES MILLS CORE 49 auftauchen.
Gab es etwas, das dich an der Zusammenarbeit überrascht hat/etwas, was du anders erwartet hast?
Berti: Ich habe nie daran gedacht, das wirklich offiziell zu machen. Ich habe einfach aus meiner Leidenschaft heraus gehandelt und sehr viel Wertschätzung dafür zurückbekommen. Das habe ich nicht erwartet. Außerdem hat es mich sehr überrascht, als ich die Rückmeldung bekommen habe, dass meine Song-Vorschläge für BODYPUMP bei Glen sehr gut angekommen sind. In der BODYPUMP Release 123 dürfen wir uns glaube ich auf viele Lieder ‚von mir‘ freuen.
Woher bekommst du deine Inspiration und wie findest du neue Lieder?
Berti: Mein Geheimnis heißt ‚Mix der Woche‘ von anderen Menschen auf Spotify. Spotify kennt dich ja sehr gut und weiß, was du hörst und magst, aber um auch mal aus meinem Kosmos auszubrechen, höre ich in Playlists meiner Freunde rein. Zusätzlich recherchiere ich viel bei Spotify und höre mir Neuerscheinungen, neue Künstler und neue Alben an. Wie gesagt, ich höre SEHR viel Musik. 😄
Die App Shazam ist außerdem meine beste Freundin. Inspiration und tolle Songs lauern überall, egal wo ich bin. Im Radio, im Kino, in der Fußgängerzone, im Park. Shazam hilft mir oft, rauszufinden welchen Song ich grad höre und meistens landet dann direkt etwas in einer meiner Playlists.
Musik ist einfach mein Hobby, ich entspanne dabei und deswegen verlangt es mir nicht viel ab, Musik zu sammeln, wovon dann auch andere noch profitieren.
Hör doch mal in meine Spotify-Playlist mit meinen Lieblings-LES MILLS Songs rein.
Die Henne oder Ei-Frage: Was steht zuerst, die Lieder oder die Choreografie?
Berti: Definitiv gibt es die Lieder zuerst und dann wird die Choreografie auf den Songs aufgebaut. Manchmal haben die Programmdirektor*innen schon ein paar Bewegungen im Kopf, die sie einbringen möchten. In diesem Fall schauen sie dann, in welchen Track sie am besten passen. Aber ohne die Musik geht’s nicht. 😊
Hast du eine absolute Lieblings-Release oder einen Lieblings-Track?
Berti: Meine absolute Lieblings-Release ist BODYBALANCE 97, die ab Oktober in die Studios kommt, weil fast alle Tracks Lieder aus meinen Vorschlägen sind. Das sind Songs, mit denen ich persönlich viel zu tun hatte, die ich oft gehört habe und mit denen ich bestimmte Momente und Gefühle verbinde. Und dann hören Instruktor*innen und Teilnehmer*innen weltweit die Songs, die du vorgeschlagen hast – das Gefühl kann ich kaum beschreiben. Ich meine, wow, oder? Und das Schöne ist, diese Menschen machen mit diesen Songs ihre eigenen Erfahrungen, erschaffen Erinnerungen und werden von ihnen berührt. Das ist einfach sehr besonders. Und zusätzlich muss ich sagen, dass die Bewegungen, die Diana und Jacky auf die Lieder choreografiert haben, wirklich wunderschön sind.
„Und dann hören Instruktor*innen und Teilnehmer*innen weltweit die Songs, die du vorgeschlagen hast – das Gefühl kann ich kaum beschreiben. Ich meine, wow, oder?“
Neben dieser Release liebe ich die BODYBALANCE 79. Damit verbinde ich das sehr emotionale Live-Event in Amsterdam. Das waren wunderschöne Momente, die diese Release zu etwas ganz Besonderem für mich gemacht haben.
Du bist nicht hauptberuflich in der Fitnessbranche tätig, sondern frisch gebackener Lehrer. Wie vereinst du deine Leidenschaft für Fitness mit deinem Hauptberuf?
Berti: Entgegen den Erwartungen, die einige nach meiner Passion für Musik vermuten könnten, bin ich kein Musiklehrer, sondern unterrichte Spanisch und Biologie an einem Gymnasium. Mein Leben generell ist nicht schwer mit Musik zu vereinbaren, da ich dort, wo ich kann, immer Musik am Start habe. Auf dem Weg zur Schule, in meiner Freizeit sowieso und teilweise habe ich auch die Möglichkeit, Musik in der Schule unterzubringen. Yoga in Schulen zu integrieren, war das Thema für mein zweites Staatsexamen, weswegen ich mich schon seit einer ganzen Weile damit beschäftige, welche positiven Auswirkungen Yoga auf Schüler*innen haben kann.
Aus diesem Grund betreue ich in der Schule eine Yoga AG und nutze das als Chance, neue Songs schon mal auf ihre BODYBALANCE-Tauglichkeit zu testen. Meine Schüler*innen geben mir dazu auch immer tolle Rückmeldungen, wenn ihnen ein Song gut gefallen hat. Zusätzlich leite ich eine Schauspielgruppe, bei der ich zum Aufwärmen gerne einige der Lieder aus meinem Repertoire spiele.
Da Musik für mich mit Bewegung einhergeht, ist das die Art, wie ich meine Leidenschaft für Fitness und Musik sowohl privat als auch beruflich vereine. An Wochenenden bin ich dann als National Trainer ab und zu auf Events und freue mich da immer auf den Ausgleich zu meinem Job als Lehrer.
Gibt es sonst noch etwas, was du mit uns teilen möchtest?
Berti: Danke an alle, die diesen Artikel gelesen haben. Ich möchte jede*n ermutigen, selbst einen Beitrag zu leisten und unseren guten Musikgeschmack aus Deutschland mit der Welt zu teilen. So kannst du deinen Wunschsong mit mir teilen:
- Du hast einen Song, der unbedingt in eine BODYBALANCE Release muss? Dann füge ihn einfach meiner Spotify-Playlist für BODYBALANCE Vorschläge
- Für andere Programme: Folge meinem Instagram Account @bertibalance, dort teile ich immer die Playlists, wenn ich für andere Programme auf der Suche bin und du kannst deine Vorschläge dann einfach der Playlist hinzufügen.
- Du möchtest sonst einen Song mit mir teilen? Dann schick mir über Instagram einfach eine Direktnachricht – ich höre mir jeden einzelnen Song an, versprochen! 😊
Ich hoffe sehr, dass euch die Songs der nächsten Releases gefallen. Für alle anderen Programme könnt ihr übrigens hier eure Song-Wünsche einsenden. Das LES MILLS Music Team freut sich immer über Vorschläge.
Wie es weitergeht, wenn Berti seine Musikvorschläge eingeschickt hat, wie die finalen Songs ausgewählt werden und wie viele Menschen an so einem Prozess beteiligt sind, kannst du hier lesen. Und einen Einblick, wie die einzelnen Programmdirektor*innen die Musik auswählen, bekommst du hier.