„Kurz bevor die Sonne aufgeht, ist die Nacht am dunkelsten.“ So lautet das Sprichwort, das man oft in Hollywood-Filmen hört, wenn es hart auf hart kommt.
Und auch wenn die Wissenschaft dahinter einer Überprüfung nicht standhalten mag, so klingt die Aussage doch wahr. Besonders, wenn man sie kurz vor dem Jahreswechsel auf die Fitnessbranche bezieht.
Nach dem zweifellos herausforderndsten Jahr, das die Fitnessbranche je erlebt hat, haben die zweite Corona-Welle und eine Reihe neuer Schließungen die Märkte weltweit nicht gerade in Neujahrsstimmung versetzt.
Trotz der aktuell sehr herausfordernden Situation sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels. Jetzt, wo Corona-Impfstoffe in greifbarer Nähe sind und die Fitnessbranche endlich die digitale Transformation, über die wir schon seit einem Jahrzehnt sprechen, erfolgreich für sich nutzt, birgt 2021 das Potenzial, ein entscheidendes Jahr für die Branche zu werden. Wir haben acht Gründe für dich, warum Instruktoren und Fitnessstudios sich auf das kommende Jahr freuen können.
1. Gesundheit ist wichtiger denn je
Obwohl wir uns inmitten einer weltweiten Rezession befinden, zeigen diverse Berichte, dass die Mehrheit der Konsumenten aufgrund der Pandemie genauso viel oder sogar mehr Geld für Fitness ausgeben.
Der aktuelle Post Lockdown Recovery Report von Leisure-net ergab, dass 90 % der Verbraucher beabsichtigen, nach dem Lockdown gleich viel oder mehr Geld auszugeben. Dies deckt sich mit einer Nielsen-Umfrage aus China, die ergab, dass 75 % der Bevölkerung planen, in Zukunft mehr für Sport und Fitness auszugeben, während 80 % vorhaben, sich gesünder zu ernähren.
Gesundheit wird ein immer wichtigeres Thema. In Anbetracht dessen wird es für Fitnessstudios nach dem Corona-Jahr diverse Wachstumschancen geben, sobald sie zur Normalität zurückkehren. Die Daten deuten darauf hin, dass, sobald die Angst vor dem Virus nachlässt, viele der Fitnessfans, die Fitnessstudios online für sich gewinnen konnten, bereit sind, die Isolation aufzugeben und mit Live-Trainingserlebnissen durchzustarten. Erste Erfahrungen aus Ländern, die sich bereits vollständig von COVID-19 erholt haben – wie China und Neuseeland – deuten darauf hin, dass viele Studios bereits einen sprunghaften Anstieg an Neumitgliedern verzeichnen, da mehr Menschen mit einem Sportprogramm beginnen.
2. Die meisten Mitglieder werden ihrem Fitnessstudio treu bleiben
Trotz der Medienberichte, dass der von Corona verursachte Boom im Bereich Home Fitness das Ende konventioneller Fitnessstudios bedeuten könnte, gibt es folgende Erkenntnis, die uns allen Mut macht: die Mehrheit der Fitnessstudiomitglieder kann es kaum abwarten, wieder in ihrem Fitnessstudio zu trainieren.
Betreiber in China, Japan, Neuseeland und den Vereinigten Arabien Emiraten erreichten in den vergangenen Monaten über 95 Prozent der Mitgliederzahlen, die sie vor Corona verzeichneten. Ein kürzlich veröffentlichter ClubIntel Report, in dem 2.000 Clubmitglieder in den USA befragt wurden, ergab, dass die meisten Betreiber in den ersten Monaten nach der Wiedereröffnung mit einer Mitgliederzahl zwischen 65 und 84 % rechnen können, wobei eine Spanne von 75 bis 80 % am wahrscheinlichsten ist.
Laut dem COVID-19 Impact Report von ukactive und 4global möchten in Großbritannien neun von zehn Mitgliedern ihr Fitnessstudio bzw. ihre Sportstätte wieder besuchen. Unter Verwendung von Modellen, die auf Millionen von Kundenbesuchen basieren, in Kombination mit mehreren Verbraucher- und Marktumfragen, ergab der Bericht, dass 88 % der Mitglieder ihr Fitnessstudio nach der Wiedereröffnung in gleichem Maße oder mehr als zuvor nutzen möchten.
3. Neue Einnahmequelle: Arbeitsplätze vermieten
Eine weitere Begleiterscheinung der Corona-Pandemie war, dass viele Menschen ins Home Office ausgewichen sind, was auch so bleiben könnte. Eine Studie des Technik-Giganten Slack ergab kürzlich, dass nur 12 Prozent der Arbeitnehmer nach der Pandemie wieder vollständig in ihr Büro zurückkehren möchten. 72 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich in Zukunft ein Mischmodell.
Studios versuchen seit geraumer Zeit, sich als den „dritten Ort“ zwischen Zuhause und Arbeitsplatz zu positionieren. Jetzt haben sie die Chance, diese Position zu stärken. Für Fitnessstudios, die über genügend Fläche verfügen, besteht sogar die Chance, zum „zweiten Zuhause“ für Mitglieder zu werden, die auf der Suche nach einem Platz zum Arbeiten sind und dabei bequem ein Workout absolvieren möchten.
Große Studiobetreiber wie David Lloyd und diverse Boutique-Studios vermieten seit einer Weile Arbeitsplätze innerhalb ihrer Studiowände. Mit diesem Ansatz bleiben sie mit Sicherheit nicht die einzigen. Das ist nicht nur ein wunderbares Werkzeug zur Mitgliederbindung, sondern bietet Potenzial für zusätzliche Einnahmen durch die Vermietung von Schreibtischfläche und WLAN sowie durch Ausgaben im Restaurant oder Café.
4. Beitrag zu psychischer Gesundheit
Durch den Ausbruch des Coronavirus ist nicht nur unsere körperliche Gesundheit gefährdet sondern auch unsere psychische Gesundheit ist durch Stress und Angst beeinflusst.
Bei einer Umfrage der Kaiser Family Foundation in den USA gaben 53 Prozent der Befragten an, dass ihre psychische Gesundheit durch Sorgen und Stress, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, negativ beeinflusst wurde. Zu den Folgen zählten Schlaf- oder Essstörungen, erhöhter Alkoholkonsum oder Drogenmissbrauch und die Verschlimmerung chronischer Erkrankungen.
Fitnessstudios werden seit langem für die positiven Auswirkungen von Training auf die körperliche Gesundheit gelobt, und es zeigt sich zunehmend, dass sie auch eine wichtige Stütze für die psychische Gesundheit der Gesellschaft sind. Diverse Studien belegen, dass Sport sich im Allgemeinen positiv auf die Psyche auswirkt. Über die genauen Vorteile verschiedener Trainingsarten ist jedoch noch nicht so viel bekannt.
Neue Studien haben erfreulicherweise ergeben, dass BODYBALANCE Classes beim „Lockdown Blues“ helfen, die Schlafqualität verbessern und sich positiv auf die Psyche auswirken können. Da insbesondere Schlaflosigkeit seit Beginn der Pandemie zunimmt, zeigen die Ergebnisse deutlich, welche Rolle Fitnessstudios dabei spielen können, Menschen bei der Bewältigung komplexer Erkrankungen zu helfen – weit über Ziele wie Abnehmen oder gesteigerte Fitness hinaus.
„Die Studie zeigt, dass Fitnessstudios das Potenzial haben, über ihren derzeitigen Einzugsbereich hinauszugehen und großen Teilen der Bevölkerung Nutzen zu bringen, darunter Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden, die Bewegung sonst nicht als Lösung für ihre Probleme in Betracht gezogen hätten“, so Bryce Hastings, Head of Research bei Les Mills und Mitautor der Studie.
„Sportliche Aktivität kann ein wahres Wundermittel sein. Je mehr wir dies wissenschaftlich belegen können, desto eher werden Fitnessstudio in der Lage sein, breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen und unsere Welt tatsächlich zu einem fitteren Planeten zu machen.“
5. Unser Ruf wird immer besser
Einer der Lichtblicke im Jahr 2020 ist das neue Bewusstsein für Gesundheit und Fitness, das Regierungen und die Gesellschaft im Allgemeinen entwickelt haben. Weit davon entfernt, als Nischensegment der Freizeitindustrie behandelt zu werden, werden Fitnessstudios zunehmend als Rückgrat unserer Gesellschaft anerkannt, da sie eine wichtige Rolle bei der Förderung der körperlichen und geistigen Gesundheit spielen.
Initiativen von Organisationen wie IHRSA, ukactive, EuropeActive und HCM Magazine – die eng mit Fitnessstudios und Instruktoren zusammenarbeiten – haben zu Erfolgen und diversen positiven Schlagzeilen für die Branche geführt. Viele Länder in Europa haben Fitnessstudios und ähnliche Einrichtungen aufgrund ihrer Wichtigkeit für Fitness und Gesundheit sowie der niedrigen Ansteckungszahlen vom Lockdown entbunden.
Die jüngste SafeACTiVE Studie (von EuropeActive in Auftrag gegeben und vom Advanced Wellbeing Research Centre (AWRC) in Sheffield Hallam und der Universität Rey Juan Carlos in Spanien durchgeführt) analysierte mehr als 62 Millionen Besuche von Fitnesseinrichtungen seit September und kam zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Infektionsrate 0,78 pro 100.000 Besuche betrug – wobei von den Betreibern in Europa insgesamt nur 487 positive Fälle gemeldet wurden.
Getragen von dieser Studie – und vielen anderen, die zeigen, dass in Fitnessstudios ein extrem geringes Risiko für Infektionen mit dem Coronavirus besteht – setzen sich Fitnessstudios und Branchenverbände mit Nachdruck dafür ein, dass Fitnessstudios trotz erneuter Lockdown-Maßnahmen wieder öffnen dürfen. Jetzt ist es an der Zeit, diese Initiativen zu unterstützen und bei gewählten Vertretern vor Ort Lobbyarbeit zu betreiben und für unsere Rechte zu kämpfen. Dieser Artikel zeigt, warum Fitnessstudios bei der Rückkehr in den Alltag eine entscheidende Rolle spielen.
6. Digitale Lösung bieten Wachstumschancen
Eines der herausragenden Themen für Fitnessstudiobetreiber während der Pandemie war die Bedeutung einer agilen Denkweise, um die Chancen, die nach der Corona-Pandemie vor uns liegen, voll auszuschöpfen – insbesondere im Hinblick auf Technologien. Livestreams und On-Demand-Lösungen sind bei weitem keine einfachen Lückenbüßer, um die Branche während der Pandemie über Wasser zu halten: Sie werden langfristig ein fester Bestandteil des Trainingsangebots von Fitnessstudios sein.
Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Alliance Leisure ergab, dass 96 Prozent der Verbraucher, die während des Lockdowns ein Workout eines Fitnessstudios ausprobierten, angaben, das Studio bei der Wiedereröffnung nutzen zu wollen. Unterdessen kommt ein aktueller ClubIntel Report über die Fitnesslandschaft nach COVID-19 zu dem Schluss, dass „Betreiber, die für die Gen Z und Millennials relevant bleiben wollen, ohne virtuelle Fitness-Inhalte nicht auskommen werden", da diese Zielgruppen während des Lockdowns die wichtigsten Konsumenten digitaler Angebote waren und angaben, dass der Zugang dazu auch nach Corona der wichtigste Faktor für ihre Rückkehr ins Studio sein wird.
7. Live-Workouts bleiben unser Herzstück
Digitale Fitnesslösungen bieten Fitnessstudios großartige Möglichkeiten, Personen über ihr Einzugsgebiet hinaus zu erreichen. Jede Person mit Internetanschluss ist ein potenzieller Neukunde. Doch es ist die Kombination aus digitalen und Live-Kursen, mit denen Fitnessstudios sich von der Konkurrenz abheben.
Durch COVID-19 ist die Vielfalt an Trainingsangeboten für zu Hause enorm gestiegen, doch Motivation ist und bleibt der Schlüssel, um regelmäßig aktiv zu sein und Motivation ist es, was wir unseren Mitgliedern verkaufen. Fitnessstudiomitglieder sind durchschnittlich 14 Mal aktiver als Nicht-Mitglieder, da mitreißende Live-Workouts in einem ansprechenden Kursraum für besondere Trainingserlebnisse sorgen, die die Motivation steigern.
Die Les Mills Groupness Study ergab, dass Fitnessstudiobesucher, die an Gruppenfitnesskursen teilnehmen, mehr Freude am Training empfinden, stärker an ihre körperlichen Grenzen gehen und demnach zufriedener sind. In dem Artikel wurde hervorgehoben, wie wichtig der „Gruppeneffekt“, um für ein positives Trainingserlebnis und somit dafür zu sorgen, dass die Kursteilnehmer ihr Studio immer wieder gerne besuchen.
Nachdem die Mehrheit der Weltbevölkerung monatelang isoliert war, lautet die Herausforderung für Fitnessstudios, eine Brücke zwischen der digitalen und physischen Trainingswelt zu bauen. Durch die Verschmelzung des Besten aus dem digitalen Bereich (Innovation, Zugänglichkeit und Skalierbarkeit) mit der Motivation von Live-Trainingserlebnissen können Fitnessstudios davon profitieren, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und die Sehnsucht nach Kontakten, die sich bei uns allen während der Lockdowns entwickelt hat, stillen.
8. Neue Chancen für Mutige
In Ländern auf der ganzen Welt erging es Fitnessstudios, die proaktiv gehandelt und eine agile Denkweise entwickelt haben, mit Abstand am besten. Studios, hingegen, die sich dafür entschieden, die Pandemie „auszusitzen“ und darauf zu warten, dass wieder Normalität einkehrt, werden feststellen, dass die alten Regeln nicht mehr gelten. Agile Unternehmen konzentrieren sich darauf, ihre Digitalisierung voranzutreiben und die Einstellung anzunehmen, dass ihr Studio immer geöffnet ist und jede Person mit Internetanschluss ein potenzielles Mitglied ist. Die größten Gewinner werden Fitnessstudios sein, die eine Hybrid-Lösung mit On- und Offline-Angeboten anbieten und sich damit den wachsenden Herausforderungen stellen.
„Die vorübergehende Schließung von Fitnessstudios aufgrund der Corona-Maßnahmen hat viele Studiobetreiber dazu veranlasst, ihre Strategie zu ändern. Zum Beispiel setzen viele auf virtuelle Fitness-Inhalte, die ihre Mitglieder zu Hause streamen können", schreiben die ClubIntel-Mitbegründer Stephen Tharrett und Mark Williamson in ihrem aktuellen COVID-19-Bericht.
„Es sind nicht die Schließungen, die für den Anbruch einer neuen Ära sprechen. Vielmehr ist es die Art und Weise, wie die Fitnessbranche aus der Pandemie hervorgehen und damit die neue Ära einläuten wird.“
„Dieser Neuanfang für die Fitnessbranche wird dadurch bestimmt werden, wie sehr Fitnessstudiobetreiber bereit sind, ihre Geschäftsmodelle und Angebote zu überdenken.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich in Les Mills Fit Business